Eine Groß Borstelerin wurde 100

Britta Björnsson, geborene Marcus, wurde am 12. Mai 1918 als viertes Kind der jüdischen Familie Dr. Paul Marcus im Holunderweg geboren. Unser enger Kontakt zur Familie besteht seit knapp drei Jahren. Im Oktober 2015 lud der Kommunalverein erstmals die Familie nach Hamburg ein. Jetzt erfuhren wir aus dem Munde von Britta, wie sie geflohen sind. Im Mai 2018 feierte Britta ihren 100. Geburtstag in Stockholm. Dazu wurden neben der Familie Marcus auch Groß Borsteler eingeladen. Eine kleine Delegation konnte Glückwunschschreiben vom Kommunal-Verein und Hamburgs Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher überbringen. Die wurden mit großer Freude von Britta und der versammelten Familie entgegengenommen und neben dem Glückwunsch-Schreiben des schwedischen Königs ausgelegt.

Stefan, der Sohn Brittas, hielt die Festansprache, in der er von ihrer Kindheit in Groß Borstel, über weitere Lebensstationen in Schweden, Island und der schwedischen Botschaft in Bonn erzählte sowie von ihrer persönlichen Beziehung zu Willi Brandt.

Das Groß Borsteler Klavierduo Friederike Haufe und Volker Ahmels brachte ein vierhändiges Geburtstagsständchen dar: Musik von Ingolf Dahl, dem ältesten Sohn der Marcus-Familie. Er nahm den Nachnamen der Mutter an und lebte als anerkannter Pianist, Dirigent und Komponist in Los Angeles. Ein Festredner war auch Heio Nölke von der „Initiative Marcus und Dahl“, der besonders auf Brittas Bruder Gert, den Maler und Bildhauer, einging. Nach ihm wird die Straße im Neubaugebiet am Tarpenbeker Ufer benannt werden.

Britta erkundigte sich eingehend nach uns und Groß Borstel. Sie sagte:“ Ich fühle mich als Hamburgerin, bin da ja geboren. Im Holunderweg lebten wir sehr wohl und schön. Ganz besonders in Erinnerung habe ich das Eppendorfer Moor mit seinen Stimmungen. Mit meinen Brüdern ging ich in die gute Lichtwarkschule (jetzt Heinrich-Hertz-Schule). Als ich 14 Jahren alt war, kam dann ein großer Schnitt: Ich hörte das Wort „Jude, Jude“, wußte gar nicht, was das bedeutet, das war ja damals noch kein Thema. Aber meine Mutter ahnte schon etwas. 1934 flohen wir nach Stockholm. Hamburg ist eine wunderschöne Stadt – trotz allem, was geschah.“ Sie gab uns mit auf den Weg, unsere Geschichte nicht zu vergessen. Das wurde mit einem gegenseitigen Händedruck besiegelt.

Ulla Wolfram und Birgit Pflugmacher