EDITORIAL

Man soll das Jahr nicht mit Programmen
beladen wie ein krankes Pferd.
Wenn man es allzu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.
Je üppiger die Pläne blühen,
umso verzwickter wird die Tat.

Man nimmt sich vor, sich zu bemühen,
und schließlich hat man den Salat!
Es nützt nicht viel, sich rot zu schämen.
Es nützt nichts, und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm! Und bessert euch drauflos!
Erich Kästner

Liebe Borsteler,
2020 – das ist doch eine schöne, eine harmonische Zahl! Lassen Sie uns hoffen, dass das Jahr 2020 uns neben den zu erwartenden Turbulenzen auch viel Freude und gute Überraschungen bringt!
Die erste gute Überraschung, dass nun auch unser Dorf zwei Stadtrad-Stationen bekommt, haben wir vor allem dem unermüdlichen Einsatz unseres neuen Bezirksamtsleiters zu verdanken: Lieber Michael Werner-Boelz, wir freuen uns sehr, dass mit Dir der erste Groß Borsteler dieses Amt übernimmt! Herzlichen Glückwunsch und weiterhin auf eine so gute Zusammenarbeit, wie in all den vorherigen Jahren!

Die zweite Überraschung gehört leider schon zu den Turbulenzen: Aus verschiedenen Quellen wurde uns bestätigt, dass die Werner Groth KG den Mietvertrag mit REWE an der Borsteler Chaussee nicht verlängern will. Es scheint, dass Lidl ein finanzielles Kampfangebot gemacht hat, um REWE zu verdrängen. Damit gäbe es in Groß Borstel keinen Supermarkt mehr, der ein volles Sortiment mit Frischeabteilung für Fleisch, Käse, Salate etc. anbietet. Auch wenn wir über die exzellente Fleischerei Günther und den schön renovierten Edeka-Markt verfügen, ist das für die Versorgung von demnächst fast 13.000 Bewohnern nicht adäquat.

Lidl, der auch schon an der Kollaustraße und an der Alsterkrugchaussee präsent ist, ist ein Discounter mit einem eingeschränkten Angebot. Lidl würde im schlimmsten Falle auch noch Aldi davon abhalten, neu zu bauen und dauerhaft im Stadtteil zu bleiben. Aus Politik und Bezirksamt kam die Nachricht, dass direktiv nicht eingegriffen werden kann, da ein Eigentümer mit seiner Immobilie nach dem geltenden Bebauungsplan nicht verpflichtet ist, ausschließlich an Vollsortimenter zu vermieten. Trotzdem, lieber Michael Werner-Boelz, wäre ein Vorstoß des Bezirks noch einmal einen Versuch wert!

Ich kann an dieser Stelle dem Loblied auf den freien Markt, der alles am besten regelt, nicht wirklich zustimmen. Kein Kinderarzt, weil es sich nicht rechnet, keine gute HVV-Anbindung und Taktung, weil es sich nicht rechnet, keine gute Lebensmittelversorgung, weil es sich nicht rechnet. Und dass 910 neue Wohnungen den Bedarf der Grundschule drastisch erhöhen, konnte von der Schulbehörde in den vergangenen neun Jahren nicht vorausgesehen werden! Alles also nach Eppendorf.

Wie soll die Mobilitätswende denn im Großen funktionieren, wenn uns im eigenen Stadtteil nicht die Möglichkeit gegeben wird, fußläufig und per Rad die Dinge des täglichen Lebens zu erledigen?

Das fragt sich, verbunden mit herzlichen Grüßen
Ihre Ulrike Zeising