Die Brücke wird offenbar zur Behördenposse

Es war einmal … eine schöne Kleingartenanlage, die sich rechtsseitig des beschaulichen Flüsschens Tarpenbek hinzog. Diese Gartenanlage musste dann plötzlich weichen, damit ein von der Größe bis dato in Groß Borstel nicht gekanntes Neubauprojekt gestartet werden konnte: das Tarpenbeker Ufer.

Was anfänglich misstrauisch betrachtet wurde, fand nach und nach Freunde im hiesigen Stadtteil, und je mehr im Internet über das Quartier und sein Aussehen publik wurde, desto mehr schwang das Ganze um in Zustimmung und großes Interesse. Bald wurden während des Stadtteilfestes Kutschfahrten auf die Baustelle angeboten und man konnte sich auf der Seite der zuständigen Genossenschaft bereits früh auf die ersten Wohnungen bewerben. Soweit, so gut.

Inzwischen sind die hinteren beiden Blöcke fertig, und seit November 2018 ziehen bereits die ersten Bewohner ein. Ich zähle mich ebenfalls zu den glücklichen Erstbeziehern und muss sagen, es ist alles ganz großartig geworden. Die Wohnungen sind komfortabel ausgestattet, intelligent geplant und die Optik der einzelnen Hofblöcke modern und ansprechend. Bis hierhin klingt alles nach Friede, Freude, Eierkuchen. Nun kommt das große „Aber“.

Die Anbindung an das neue Quartier ist eine schlichte Katastrophe. Immerhin wurde gewährleistet, dass zu Anfang Dezember die Straße zu den hinteren Blöcken auch von Baustellenfremden genutzt werden durfte. Um diese aber schnell und ohne komplett verschmutzt zu sein, hinter sich bringen zu können, benötigt man ein Auto. Ich weiß, dass nicht jeder, der hier in den Block eingezogen ist, motorisiert ist und somit nun vor der Frage steht: Wie komme ich am schnellsten zum nächsten Einkaufsladen, zur nächsten Bushaltestelle und vor allem: Wie kommt mein Kind in die Kita?

Damit man sich das mal vorstellen kann: Die Gert-Marcus-Straße ist von der Pulvermühle bis zum Ende am Block Nr. 17 genau einen Kilometer lang. Möchte ich nun beispielsweise zu Aldi in der Borsteler Chaussee, muss ich ab der Pulvermühle einen weiteren Kilometer Fußweg einplanen. Gleiche Wegstrecke gilt in etwa für die Kitas im Brödermannsweg und natürlich die Carl-Götze-Schule. Ob man dabei je nach Ziel oben herum wie eben beschrieben oder durch die verbliebenen Kleingärten Richtung Ring 2 läuft, spielt dabei kaum eine Rolle.

Nun kommt erschwerend hinzu, dass wir uns momentan in der dunklen Jahreszeit befinden. Das heißt: Die Kinder müssen im Dunkeln weggebracht werden (oder selber los) und kommen in der anbrechenden Dunkelheit wieder nach Hause.

Man fragt sich nun zu Recht, ob man sich darüber vorher keine Gedanken gemacht hat. Antwort: Doch, hat man. Es sollte eine Brücke über die Tarpenbek geschaffen werden, die in Höhe des Sportplatzes einen direkten Zugang zum Brödermannsweg eröffnet und somit den durchschnittlichen Kita Weg mal eben auf ein Drittel der ursprünglichen Wegstrecke verkürzt. Und wo ist nun das Problem? Richtig: Die Brücke ist nicht geöffnet. Sie ist zwar vorhanden, hat aber auf der Seite der Neubauten noch keinen Zugang.

Nun fragt man sich ebenfalls zu Recht: Hätte man das nicht besser planen und terminieren können? Im letzten Borsteler Boten gab es hierzu ein kleines Update von Uwe Schröder. Zitat aus diesem Artikel: „Hier gibt es weiterhin Probleme mit dem Landesbetrieb Straßen, Brücken, Gewässer (LSBG), da immer wieder Nachforderungen zur Brückenanlage gestellt und die Prüf- und Freigabe-Zeiträume hinausgezögert werden“.

Spätestens hier hört nun der Spaß und vor allem das Verständnis der betroffenen Anwohner auf. Es kann nicht sein, dass mittlerweile Dutzende Menschen darunter leiden müssen, dass sich der deutsche Bürokratismus mal wieder selbst im Wege steht und es offensichtlich nicht schafft, wichtige Abnahmefristen einzuhalten. Oder noch schlimmer: dass es offensichtlich nicht wichtig genug ist, dieses Projekt fristgerecht zu vollenden.

Ich fordere an dieser Stelle von dem LSBG eine öffentliche Stellungnahme zu diesem Thema und was den hiesigen Anwohnern in Aussicht gestellt werden kann, um ihre Situation zu verbessern. Denn die Situation, wie sie im Bericht aus dem Borsteler Boten beschrieben wurde, („Mit Müttern weiterer Töchter wird ein mit Taschenlampen bewaffneter Hol- und Bringdienst durch das unbeleuchtete und in den Wintermonaten menschenleere Kleingartengebiet organisiert.“) ist untragbar und spätestens, wenn dort etwas passiert, werden die Wogen höher schlagen, als manchem der Verantwortlichen lieb sein wird.
Christian Fraude