VERKEHRSPLANUNG WIE IN DEN 60ER – JAHREN

B-PLAN FÜR DAS EHEMALIGE STRÜVERGELÄNDE

Dem Regionalausschuss Langenhorn – Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel wurde der überarbeitete Bebauungsplanentwurf 31 vorgelegt und stieß auf Kritik. Denn entlang des ehemaligen Strüvergeländes sollen übermäßig viele neue Parkplätze (Fachdeutsch: Parkstände) entstehen.

Bislang parkten die Autos in der Stavenhagenstraße und im Niendorfer Weg in Längsrichtung auf der Fahrbahn. Die Planer schlagen nun insgesamt 75 Parkstände vor, die quer oder schräg zur Fahrbahn angeordnet sind.

Jörg Lewin, stellvertretendes Mitglied für die SPD im Regionalausschuss: „Die Planung im Niendorfer Weg ist eine verkehrsplanerische Katastrophe ersten Grades. Hier wird Straßenraum umgestaltet, nur um mehr Autoparkplätze zu schaffen, damit dort diejenigen parken können, denen ein Tiefgaragenstellplatz im Wohngebiet zu teuer ist.“ Der Stadtplaner Jörg Lewin beschäftigt sich mit seinem eigenen Planungsbüro seit Jahrzehnten unter anderem mit Verkehrsplanung. Im vorgelegten Plan sieht er Gefahren. „Es ist nicht nur für Radfahrer und Radfahrerinnen, die auf der Fahrbahn fahren, gefährlich, hinter den Senkrechtparkern, die plötzlich rausfahren können, zu fahren. Auch ein parkender Kastenwagen kann die Sicht schon so verstellen, dass selbst ein langsam herausfahrender Parker den herankommenden Bus nicht sieht. Und wenn der mit Tempo 50 fährt, gibt es gleich einen kleinen bis großen Blechschaden.“

Ist das die Mobilitätswende?

Gegenüber dem neuen Wohngebiet Petersen Park werden Halteverbotsstrecken eingerichtet. Dort, wo heute noch Autos auf der Fahrbahn parken dürfen, soll künftig zweispurig gefahren werden. Erfahrungsgemäß wird das die Geschwindigkeiten der Autos nicht mindern. Im Gegenteil: Sie brauchen dann nicht mehr auf den Gegenverkehr zu warten.

Elektroparkplätze wird man vergeblich suchen. Es sind keine vorgesehen. Der Regionalausschuss regt an, die Planung zu ändern. „Eine Senkrechtaufstellung von Parkplätzen im Niendorfer Weg lehnen wir ab“, schreiben SPD und Grüne in ihrer Stellungnahme zum B-Plan. „Durch eine andere Anordnung der Parkstände bliebe zudem mehr Platz für alternative Flächennutzung, die die Aufenthaltsqualität im Viertel verbessert. Hierzu zählen Bänke zum Ausruhen, die hier offenbar bislang völlig fehlen und ergänzt werden müssen.“ Ferner könnten weitere Fahrradbügel und Parkplätze für Lastenfahrräder und eben Elektrostationen eingerichtet werden. Sonja Tesch von FUSS e.V., die die Interessen der Fußgänger vertritt, regt an, Tempo 30 im Niendorfer Weg anzuordnen. „Damit die Radfahrer auf der Fahrbahn fahren können und nicht auf die Fußweg ausweichen.“ Sie erwartet, dass der südlich gelegene Gehweg neu gebaut wird und die Schilder „Radfahrer frei“, die zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern führen können, abgeschraubt werden. Die Laternenmasten sollten so angebracht werden, dass sie nicht mitten auf dem Gehweg stehen.

Der Plan, so Jörg Lewin, „entspricht eigentlich überhaupt nicht dem, wie die so genannte Verkehrswende geplant wird. Das ist eine Wende zur Politik der autogerechten Stadt der 1960er-Jahre.“

Text: Uwe Schröder