St. Peter hilft in Indien

Die Ambelal Heinrich Memorial Stiftung. Ein Bericht von Renate Babiel-Friedrich

Seit 1994 unterstützen Renate Babiel-Friedrich und ihr Ehemann Jens Friedrich (Diakon der Gemeinde St. Peter in Groß Borstel) den Ambelal Heinrich Memorial Stiftung in Südindien – kurz AHM Stiftung.

Die Initiatoren des Projekts, Drs. Renate und Sashi Desai waren lange Jahre niedergelassene Ärzte in Hamburg Horn, bevor sie ihre Praxis verkauften und ihren Traum vom Krankenhaus in einer der ärmsten Gegenden Indiens realisierten.

Renate Babiel-Friedrich und Jens Friedrich haben über die Jahre das Projekt im Dorf Bodinayakulam in dem indischen Bundesland Tamil Nadu oft besucht und sind immer wieder von dem Engagement und Hingabe der Mitarbeiter vor Ort beeindruckt und zutiefst berührt.

Zur Klinik sind in den letzten 25 Jahren ein Kinderschutzhaus, ein Seniorenschutzhaus, Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen, eine Babyklappe, sowie die Gemeinwesenarbeit in den Dalit-Dörfern (den Dörfern der „Unberührbaren“) entstanden. Multiplikatorinnen sind ausgebildet worden, die dann in ihren Dörfern 500 Frauengruppen im Rahmen der Women‘s Empowerment initiiert haben und betreuen. Durch die Frauengruppen werden Missstände angezeigt und Gewalt gegen Frauen und Kinder gemeldet. So haben die Gruppen inzwischen mehrere Hochzeiten mit minderjährigen Mädchen vereitelt.

Projektmitarbeiter und Unterstützer

Die Klinik arbeitet inzwischen auch präventiv. Die Mitarbeiter klären über Tuberkulose auf, die in Indien immer noch nicht ausgerottet ist oder über AIDS. Heute ist Tuberkulose zwar gut behandelbar, aber viele Menschen nehmen die Symptome nicht ernst und suchen deshalb keine Hilfe. Die Krankheit verbreitet sich dann rasant innerhalb der Familie und dem Dorf. Oft ist die Genesung mühsam. Die meisten Patienten sind arm, es fehlt ihnen an Ruhe, und sie können sich keine hochwertige Ernährung mit Gemüse, Obst und Milchprodukten leisten. Die AHM Stiftung verteilt inzwischen Pakete mit gesunden Nahrungsmitteln, um diese armen Familien zu unterstützen.

Das Kinderschutzhaus bietet 30 Kindern nicht nur Obhut, sondern auch eine liebevolle Fürsorge durch die betreuenden „Mütter“ und eine Schulbildung.

Im Rahmen des Kinderschutzes unterhält das Projekt einen Kindernotruf. Pädagogische Mitarbeiter klären Menschen mit selbst geschriebenen Theaterstücken in den Dörfern über sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern auf. Auf sehr beeindruckende Weise machten die Mitarbeiter auf das uralte Problem des „Netten Onkels“ aufmerksam.

Mitarbeiter im Labor

Oft werden Mädchen in den Dörfern gleich nach der Geburt umgebracht. Sozialarbeiterinnen machen auf die Babyklappe aufmerksam und versuchen die Eltern zu überzeugen, die Mädchen in Obhut des Kinderschutzhauses der Stiftung zu geben. Hier genießen sie Schutz und bekommen eine Chance auf Bildung. Arme Familien können sich Mädchen nicht leisten, da diese nicht nur versorgt werden müssen. Sie brauchen später bei der Heirat auch eine Mitgift. Nach der Heirat verlassen sie ihre Familien, um ihre Arbeitskraft in den Dienst der Schwiegerfamilie zu stellen.

Ausbildung von Krankenpflegehelferinnen

Die AHM Stiftung unterhält seit einigen Jahren auch ein Schutzhaus für Senioren, um diesen ein letztes liebevolles Zuhause zu bieten. Fast alle Senioren sind über Umwege zur AHM Stiftung gekommen. Sie haben Härte und Gleichgültigkeit kennengelernt. Sie sind von ihren Familien vernachlässigt und misshandelt worden. Sie haben viel Leid erfahren, bevor sie den sicheren Hafen der Seniorenwohnanlage der AHM Stiftung erreichen konnten.

Bei ihrem letzten Besuch hat Renate Babiel-Friedrich eine Seniorin kennengelernt, die ursprünglich aus Andhra stammte. Als sie auf der Straße gefunden wurde, robbte sie sich auf allen Vieren voller Qual und Schmerzen vorwärts. Inzwischen kann sie wieder laufen und hat Freude am Korbflechten und Häkeln.

Ausbildung von Elektrikern

Das berufliche Trainingscenter der Stiftung bildet junge Menschen nicht nur als Elektriker oder Krankenschwestern aus. Es bietet auch Kurse in Computeranwendungen und Nähen. In der Nähstube sind auch ältere Frauen anzutreffen, die durch ihre Ausbildung auf eine bessere Zukunft hoffen. Sie können sich später mit Hilfe eines Microkredits von der Stiftung in ihren Dörfern selbstständig machen. Arbeit finden diese Frauen immer, da die passenden Blusen und Unterröcke, die unter dem Wickelkleid, Sari genannt, getragen werden, meist individuell hergestellt werden müssen.

Durch den Zugang zu Mikrokrediten haben viele Frauen ein Gewerbe gründen können. Kleine Nähstuben, Kioske, Handel mit Kleidung, Kosmetik, Glas- und Plastikschmuck, sowie Gewürzmischungen sind entstanden. Sogar eine Getreidemühle ist aufgebaut worden.

Die Frauen können ihre Familien ernähren und entwickeln dadurch ein Selbstwertgefühl. Dieses hilft Ihnen sich zu wehren, gegen ihre häufig gewalttätigen Ehemänner, Väter oder Brüder. Manche Frauen haben dadurch einen so hohen Stellenwert erreicht, dass sie sich gegen die Beschlüsse der Dorfältesten, die nur aus Männern bestehen, stellen können.

Renate Babiel-Friedrich lernte eine junge Frau kennen, die zu Besuch war und in der Landeshauptstadt studierte. Die Frauengruppe in ihrem Dorf hatte seinerzeit ihre Ehe als Minderjährige mit einem viel älteren Mann verhindert. Ihr wurden dadurch Möglichkeiten eröffnet, die sie als junge Ehefrau nicht gehabt hätte.

Die Mitarbeiter der AHM Stiftung initiieren auch Gruppen für Kinder und Jugendliche in den Dörfern, indem sie nicht nur bei den Hausaufgaben Hilfe anbieten. In den Gruppen wird gespielt, gemalt, getanzt und gesungen. Hier wird auch ein Bewusstsein vermittelt, dass die Kinder ein Recht auf ein Leben ohne körperliche Schwerstarbeit oder sexualisierte Gewalt haben.

Wegweiser auf dem Projektgelände

Die AHM Stiftung leistet Enormes. Nicht nur durch ihre Tätigkeit in der Gesundheits- und Gemeinwesenarbeit, sondern auch durch ihre Menschlichkeit. Indem sie einen liebevollen und respektvollen Umgang mit den Menschen, die von der Gesellschaft ins Abseits gedrängt worden sind, pflegen. Die hoch engagierten Mitarbeiter haben meine Bewunderung und Respekt.

Spenden für das Indien Projekt an:
Arokia e. V.
Apotheker und Ärztebank, Hamburg
DE95300606010004018710