Soziale Lage in Hamburg: So hilft der Sozialverband

 Immer mehr Menschen in Hamburg stellen sich die Frage: „Werde ich künftig noch über die Runden kommen?“ Die Antwort lautet oftmals: „Gerade mal so und mit immer weniger.“ Für Klaus Wicher, Landesvorsitzender des Sozialverbands Deutschland (SoVD) in Hamburg, ist die Armut in der Stadt schon lange kein Randgruppen-Phänomen mehr.

Bote: Herr Wicher, was läuft schief in Hamburg?

Klaus Wicher: Die Wohnungsnot wächst stetig und bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper. Es gibt nach wie vor soziale Brennpunkte. Dort fehlt es sowohl an Infrastruktur als auch an Kinder- und Allgemeinärzten. Der ÖPNV ist für Bedürftige zu teuer. Und immer mehr Senioren sind auf Grundsicherung angewiesen, weil die Rente nicht zum Leben reicht. Hier könnte die Stadt eigentlich helfen und die Senatsschatulle öffnen. Macht sie aber nicht. Also bleiben wir als Sozialverband SoVD auf dem politischen Parkett am Ball – denn aus unserer Beratung kennen wir die Sorgen und Nöte derjenigen, die an der Armutsschwelle leben sehr genau.

BOTE: Wie hat sich die Lage dieser Menschen in der letzten Zeit verändert?

KW: Schon die Corona-Jahre haben sich auf unsere Gesellschaft spürbar ausgewirkt: Wir arbeiten anders und in vielen Branchen mangelt es an Fachpersonal. Vor allem aber die Einsamkeit hat während Corona zugenommen. Dann hat der Ukrainekrieg viel verändert: Wir haben eine amtliche Inflation, sehr hohe Preise für Energie, Strom und Lebensmittel. Die Armut nimmt zu – auch in Teilen des Mittelstands. Umso wichtiger sind starke Sozialverbände, die sich mit Nachdruck für soziale Sicherheit und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

BOTE: Wie helfen Sie denn konkret mit Ihrer Arbeit?

KW: In Politik und Öffentlichkeit verstehen wir uns als Sprachrohr für Menschen, die soziale Ausgrenzung, Benachteiligungen oder Ungerechtigkeiten erleben. Echte Teilhabechancen für alle und in allen Lebenslagen zu schaffen, ist dabei unser vorrangiges Ziel. Aber wir helfen auch ganz praktisch: So klären unsere Juristen unsere Mitglieder darüber auf, was ihnen an Sozialleistungen zusteht, wir geben rechtliche Hilfestellungen und ziehen im Fall der Fälle sogar vor Gericht. Zusätzlich treten wir mit unserem Sozialkaufhaus und unserem Hilfsfonds aktiv ein für die Bekämpfung von Armut und ihren Folgen. Auf allen Ebenen versuchen wir unser Bestes zu geben, um möglichst vielen Menschen zu helfen.