Grünes Männchen gestohlen?

Ein Kidnapping mit glücklichem Ausgang

In der Brückwiesenstraße gibt es seit langem ein grünes Tempo-30-Männchen, das die Autofahrer zum Beachten des Tempolimits im Wohngebiet animieren soll. Uwe Jahrmärcker, Anwohner der Straße, hatte es aufgestellt und mit einem recht großen, tief in der Erde versenkten Eisenpfahl an einer Kette gegen Wegnahme gesichert.

Tatsächlich zeigte das Männchen Wirkung. Natürlich nicht bei allen. Wir wissen ja, bei einigen sind Hopfen und Malz verloren. Die donnern trotz grüner Männchen rücksichtslos durch die Wohngebiete und sind auch durch Fußgänger, Radfahrer oder gar Polizisten kaum zu stoppen. Viele aufmerksame Autofahrer jedoch erblicken das Männchen, schauen erschrocken auf den Tacho, wenn sie zu schnell unterwegs sind, und latschen prompt auf die Bremse. Gut so, so soll es sein. Und danke, die Nachbarschaft freut sich.

Aber plötzlich war das grüne Männchen weg. Verschwunden. Wie konnte das passieren? Uwe Jahrmärcker meinte: „Das muss einer mit Gewalt entfernt haben!“ Einfach mitnehmen, das geht nämlich nicht. Das Ding war ja gesichert. Da musste einer mit der Flex dran gewesen sein oder mit dem Bolzenschneider, um die Kette zu durchschneiden. Aber wer macht sich die Mühe? Und warum hat jemand etwas gegen das kleine grüne Männchen? Fühlt er oder sie sich verfolgt? Gibt es eine Allergie gegen grüne Männchen?

Die Nachbarn rätselten, keiner fand die Lösung. Eines Morgens jedoch meldet sich Uwe Jahrmärcker per WhatsApp bei den Nachbarn: „Das Männchen ist wieder da!“ Und auch am Telefon ist ihm anzumerken, das Männchen hat ihm echt gefehlt. Denn in der Straße sind – so sagt er -, besonders morgens auf dem Weg zur Schule viele Kinder mit dem Fahrrad unterwegs. Mehr als Tempo 30 muss da wirklich nicht sein. Bleibt nur die Frage: Weswegen war das Männchen überhaupt verschwunden?
Uwe Schröder