EDITORIAL
Liebe Borsteler,
was für ein Jahr! Aus unserem Dornröschenschlaf der Selbstverständlichkeiten, des Alltags, der Gewohnheit wurden wir herausgerissen. Beschränkungen, sozialer Abstand – für manche Isolation, Selbstschutz und Verzicht auf Feiern und Geselligkeit, Existenznot und Kulturverlust, ja sogar der Kirchenbesuch ist auf ein Minimum begrenzt worden. Grundrechte und Freiheiten wurden kassiert, und für immer mehr Menschen stieg die Gefahr, schwer und langfristig zu erkranken, immer mehr starben.
„Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten“, sangen die Rockmusiker von Ton, Steine, Scherben auf ihrem dritten Album. Die längste und tiefste Nacht des Jahres, die Wintersonnenwende, ist immer am 21. Dezember. Zu allen Zeiten und in vielen spirituellen Traditionen wurde die Wintersonnenwende als die Wiedergeburt des unbesiegbaren, ewigen Lichtes gefeiert. Wie jedes neue Leben nur geborgen in schützender Dunkelheit heranreifen kann, so geschieht auch die Erneuerung des Lichtes in dunkelster Nacht. Abseits des Lärms und der Hektik der Welt.
Wenn wir nun für 2021 wünschen und hoffen, dass uns der Wissensstand der Forschung mit wirksamen Impfstoffen und Medikamenten die Pandemie beherrschen lässt, dann ist das schon ein Licht am Ende des Tunnels, dem wir so gerne vertrauen möchten. Aber wird dadurch wieder alles genau so wie vorher? Oder müssen wir akzeptieren, dass Corona eine deutliche Warnung an uns ist, etwas zu verändern und wirklich eine neue Art zu leben in uns und um uns heranreifen zu lassen? Vielleicht tatsächlich weniger „mehr, mehr!“, wie der kleine Häwelmann in Theodor Storms Geschichte immer fordert, bis er in Lebensgefahr gerät und gerettet werden muss! Seit 1972 verdienen wir in Deutschland fünfmal mehr, wir konsumieren fünfmal mehr. Sind wir heute fünfmal glücklicher?
Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Die Welt will immer wieder eine neue werden. Tun wir daran mit, gestalten wir die Zukunft lebens- und liebenswert. Auch hier in Groß Borstel!
Herzliche Grüße und die besten Wünsche für das Neue Jahr!
Ihre Ulrike Zeising
