Die Pfingsthose

Eine Glosse von Uwe Schröder

In Hamburg auch Maibüx genannt, ist jenes unschuldige weiße Beinkleid, das bei mir im Kleiderschrank seit einigen Jahren unbenutzt herumhängt. Ich hatte die Hose vor Jahren zusammen mit einigen „modernen“ farbigen Hosen gekauft. Nicht freiwillig, sondern auf Drängen meiner Frau. „Du kannst doch nicht immer mit deinen alten Beutelhosen durch die Gegend laufen!“ Manchmal stichelte sie auch, wenn ich aus der Ankleide kam: „Rentnerlook. Kauf dir endlich mal neue Hosen!“

Fünf Jahre war es ungefähr her, dass wir uns von Groß Borstel in die Stadt zu P&C auf den Weg machten. Mit fünf „modernen“ Hosen kamen wir zurück. Grün, Rot, Schwarz, Beige und Weiß. Die rote Hose habe ich genau einmal getragen. Zu Weihnachten. Der Sohn meinte: „Kannst Du tragen, die rote Hose. Bist ja schon über Sechzig!“ Fortan fahndete ich auf der Straße unbewusst nach roten Hosen. Und tatsächlich. Sohnemann hatte Recht. Der Altersdurchschnitt stimmte.

Weiße Hosen. Ich kann mich noch gut an einen Pfingstausflug in den Fünfziger Jahren erinnern. Wir spazierten über den Jungfernstieg Richtung Alsterpavillon. Überall diese Männer mit den weißen Hosen. Auf dem Kopf einen Strohhut Marke Kreissäge. Manche mit Spazierstock. Aber heute? Trägt man vielleicht im Süden. Oder als Bäcker. Nicht in allen Berufen sind weiße Hosen praktisch.

Vor Jahren passierte es im Café Journal in der Juliuspromenade in Würzburg. Es war ein wunderbar warmer Maitag. Die Menschen saßen draußen an kleinen, wackeligen Bistrotischen. Der Kellner servierte dem jungen Paar einen süffigen Roten aus dem Südbadischen. Vielleicht einen Blaufränkischen. Jedenfalls hatte der Rote eine unstillbare Sehnsucht nach der weißen Hose der jungen Frau. Ein spitzer Aufschrei. Der Rote hatte sein Ziel überraschend erreicht.

Vielleicht sollte ich die weiße Maihose in diesem Jahr einweihen. Ich kaufe mir dann dazu einen Kreissägenhut, spaziere mit meiner Liebsten, der ehemaligen Verlobten und heutigen Angetrauten (alle Rollen von einer Person besetzt) in die Borsteler Chaussee, setze mich dort an einen der kleinen Bistrotische und bestelle einen Blaufränkischen. Und teste, ob der Blaufränkische bei weißen Herrenhosen („Ähem, Altherrenhosen!“) ebenfalls reagiert.

Zum Wohl!