Baumland – Was Bäume erzählen

Ein Buchtipp der Redaktion

„Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner – und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ist dieser Beruf zu groß.“, verkündete der Potsdamer Staudenzüchter, Garten-Schriftsteller und Garten-Philosoph Karl Förster (1874-1970).

Die Begeisterung für die Welt der Botanik muss beim Groß Borsteler Biologen Dr. Hans-Helmut Poppendieck (72) vergleichbar groß sein; egal welches Thema aus der Welt der Pflanzen angesprochen wird, Hans-Helmut Poppendieck antwortet mit reichem und anschaulichem Erfahrungshintergrund, gegründet auf jahrzehntelangem wissenschaftlichen Austausch.

Eine Publikation von Hans-Helmut Poppendieck und Helmut Schreier ist jetzt großartig neu aufgelegt worden: Baumland – Was Bäume erzählen. Erschienen im KJM-Verlag, 24 Euro. Ein Buch über den Eigensinn und die Geschichte der Bäume, versehen mit einer Landkarte, auf der die im dem Buch beschriebenen Bäume Norddeutschlands verortet sind, damit man sie – wenn man mag – besuchen kann.

Das Buch können Sie auf der Mitgliederveranstaltung, in der ABC-Apotheke oder im Buchhandel für 24,-. Euro erwerben.

Poppendieck und der Naturphilosoph Schreier gehen dabei dem Eigensinn der beschriebenen Bäume nach. Poppendieck erklärt beispielsweise den Hintergrund der Jahrhunderte lang gepflegten Festonallee (Feston = franz. „Girlande“) aus jährlich eingekürzten Linden, die zum Schloss Bothmer im Klützer Winkel führt. Die Pflege der Linden war zwar während des zweiten Weltkriegs und über 30 Jahre in der DDR unterbrochen worden. Die Wirkung dieser schnurgeraden, über einen sanft abfallenden Hügel bogenförmig verlaufenden Allee war jedoch schon etwa 1726 bis 1732 – während der Bauzeit des Schlosses – konzipiert worden. Die Allee konnte 1973 durch den Gärtner Wolfgang Kaletta restauriert werden.

Die Bothmersche Lindenallee lenkt den Blick des Besuchers in Richtung des Mittelrisalits des Schlosses, von dem man beim Näherschreiten zunächst nur die Spitze und sodann das Wappen der Bothmers erkennt. Beim weiteren Annähern zeigt sich mehr und mehr die ganze Pracht der repräsentativen Schlossanlage, die seltsamerweise – bemerkt der Autor nebenher – von seinem Erbauer (Hans Caspar von Bothmer, 1656 – 1732) nie bewohnt worden war.

Die Entwicklung des Gartenbaus von den französischen Barockgärten über den englischen Landschaftsgarten bis hin zu Hamburgs Bäumen in den großartigen damals privaten, herrschaftlichen Gärten der vorletzten Jahrhundertwende rund um die Alster und an der Elbe werden anschaulich erklärt.

Exkursionen zeigen die Schönheit des Vollhöfner Walds bei Finkenwerder, der sich auf wundersame Weise auf einer ursprünglich für die Hafenerweiterung gedachten Fläche absolut ohne jeden menschlichen Eingriff über mehr als vierzig Jahre zu einem einzigartigen Auenland-Biotop entwickelt hat. Auen, wie sie letztlich in der Hamburg-Hymne Hammonia, (Stadt Hamburg an der Elbe Auen, wie bist du stattlich anzuschauen!) beschrieben sind, an der Elbe allerdings auf Hamburger Gebiet durch Industrienutzung und Bebauung verdrängt worden sind.

Wir lernen im Buch am Beispiel der Eibe, wie Churchills Viktory-Zeichen – der Gruß mit gespreiztem Mittel- und Zeigefinger – entstanden ist. Bogenschützen benutzen Bögen aus Eibenholz, weil Eibenbögen im Vergleich zu Bögen aus anderen Holzarten eine deutlich größere Reichweite hatten. Die Bogenschützen waren zumeist einfacher Herkunft, Bauernburschen, die beim Militär von früher Kindheit an so intensiv auf die bevorstehende Schlacht vorbereitet wurden, dass man an den Skeletten gefallener Soldaten später erkennen konnte, dass sie Bogenschützen waren, weil eine Schulter bei ihnen durch die jahrelange einseitige Belastung besonders stark ausgebildet war. Sie konnten 12 bis 15 Pfeile in der Minute abschießen, und zwar 180 Meter weit! Bei Schlachten fielen bis zu 20 000 Soldaten, Pfeil und Bogen waren eine frühe Massenvernichtungswaffe.

Der Schlachtruf der Bogenschützen, genauer der Befehl zum ersten Schuss lautete: „Pluck yew!“. Pluck steht für das Zupfen, yew ist die englische Bezeichnung für Eibe. Also: Zupf die Eibe. Und das Handzeichen waren die gespreizten Mittel- und Zeigefinger – ursprünglich kein Friedenszeichen, im Gegenteil: das Zeichen für den Beginn einer Schlacht.

Hans-Helmut Poppendieck wird auf Grundlage seines Buches im Anschluss an die nächste Mitgliederversammlung des Kommunalvereins am 11. November um 19.30 Uhr einen Vortrag zum Thema „Baumland – was Bäume erzählen“ halten. Das Buch zum Vortrag kann am Abend erworben werden und ebenfalls in der ABC-Apotheke.
Uwe Schröder