Vögel in Gross Borstel

Der Bergfink – ein Wintergast

Er ist eine Singvogelart aus der Familie der Finken (Fringillidae), genauer gesagt der Unterfamilie der Edelfinken (Fringilla): Der Bergfink (Fringilla montifringilla), auch Nordfink genannt. Sein Brutgebiet grenzt nördlich an das der Buchfinken an und reicht von Norwegen, Mittelschweden und Südfinnland bis nach Kamtschatka. Deshalb sieht man diesen Zugvogel in Groß Borstel nur jetzt im Winterhalbjahr. Er lässt sich entweder in großen Schwärmen als Durchzügler auf dem Weg in die Überwinterungsgebiete am Mittelmeer beobachten oder einzeln und in Kleingruppen als Wintergast in unseren heimischen Wäldern, Parks und Gärten, wo er gerne Sonnenblumenkerne an Futterstellen frisst. Zwar bleibt eine kleine Zahl Bergfinken auch im Sommer in Mitteleuropa, jedoch werden Bruten hier nur selten nachgewiesen. Diese beschränken sich dann auf die Küstenregionen sowie die Nord- und Ostfriesischen Inseln.

Mit 15 cm Körperlänge und 28 cm Flügelspannweite sind Bergfinken etwa sperlingsgroß. Dabei erinnert ihre Gestalt an Buchfinken. Im Winterhalbjahr zeigt das Männchen ein bräunlichgraues Gefieder an Kopf, Nacken und Vorderrücken. Im Sommerhalbjahr, also im Prachtkleid, sind diese Partien beim Männchen schwarz, Brust und Schulterfleck orangefarben. Am unteren Bauch, Schwanz und an der Hinterbrust ist das Gefieder weiß. Das Weibchen kommt deutlich schlichter „gekleidet“ daher. So zeigt ihr bräunlicher Kopf dunkle Streifen auf der Oberseite, der Rücken ist ebenfalls braun gefärbt, die Brust deutlich matter orange als die des Männchens.

Bergfinken bewohnen im Sommerhalbjahr lichte Birken- und Nadelwälder Skandinaviens und Nordosteuropas. In dieser Zeit ernähren sie sich hauptsächlich von Insekten, Würmern, Spinnen, Sämereien und Beeren. In der Regel gibt es nur eine Jahresbrut in der Zeit von Mai bis Juni. Das napfförmige Nest bauen sie aus Flechten, Moos, Blättern und Gras in Birken, Erlen- und Buchenwäldern. Die Weibchen legen fünf bis sieben Eier, die von ihnen etwa 14 Tage bebrütet werden. Nach weiteren 14 Tagen verlassen die Jungen die Nester, werden aber noch weitere ein bis zwei Wochen von ihren Eltern mit Nahrung versorgt.

Der Bestand der Bergfinken gilt als nicht gefährdet und wird in Europa und Russland auf insgesamt 15 Millionen Brutpaare geschätzt.
Viele Bergfinken werden durch die Fressfeinde bereits im ersten Lebensjahr getötet.

Im Sommer ist im Brutgebiet der Bergfinken ihr gefährlichster Feind der Merlin, ein Vogel aus der Familie der Falkenartigen. Dessen schnellem und geschicktem Flug können die kleinen Finken kaum entkommen. Im Winter ist in Hamburg ihr größter Feind der Sperber, ebenfalls ein schneller und geschickter Jäger. So werden viele Bergfinken durch ihre Fressfeinde bereits im ersten Lebensjahr getötet. Der Bestand gilt jedoch als nicht gefährdet und wird in Europa und Russland auf insgesamt 15 Millionen Brutpaare geschätzt.

In der Südpfalz wird der Bergfink auch Böhämmer oder Behemmer genannt. Das Wort ist abgeleitet vom mittelhochdeutschen Beheim, also Böhmen, als eine Bezeichnung für solche Zugvögel, die als Vagabunden unter den Vögeln angesehen werden.

Bis zum Verbot im Jahre 1908 war in den Wintermonaten die Böhämmerjagd in der Südpfalz ein besonders beliebtes Ereignis. Die Bergfinken, die dort während der Zugzeit in Schwärmen zu Hunderttausenden auftreten, haben die Eigenart, in kalten Nächten dicht nebeneinander gedrängt und sich so gegenseitig wärmend auf Ästen zu schlafen – was sie zu leichten Zielen macht. Und so schossen die Menschen der Südpfalz im Fackelschein mit Blasrohren auf die Tiere. Fiel ein Vogel getroffen vom Ast, rückten die Nachbarn zusammen und schlossen so die Lücke. Auf diese Weise konnten nacheinander viele Äste leergeschossen werden. Wurde aber ein Vogel nicht richtig getroffen, war also nicht gleich tot und konnte seine Artgenossen noch warnen, geriet der ganze Schwarm in Aufruhr, flog auf und die Jagd war für diese Nacht vorbei.

Nicht jedes Jahr traten die „Böhämmer“ in der Südpfalz in so riesigen Schwärmen auf, wobei eine so große Invasion als schlechtes Omen gedeutet wurde. Sehr zum Leidwesen der Bergfinken.