Spatzenretter Hamburg – Groß Borstel rüstet auf

Die Aktion „Spatzenretter Hamburg“ vom Neuntöter e. V. startete Anfang 2020. In Groß Borstel haben wir damals mit die ersten Nistkästen für Haussperlinge („Spatzen“)  montiert. Seit dem hat sich Einiges getan. Mittlerweile hängen über 1.300 Nistkästen im gesamten Hamburger Stadtgebiet, davon rund
90 % für Sperlinge, aber auch Nistkastenmodelle für die selten gewordenen Stare (Sturnus vulgaris) und Mauersegler (Apus apus).

Auch in Groß Borstel haben wir in den letzten Wochen weitere neue Nistplätze geschaffen. Mitte Januar haben wir am Klotzenmoorstieg bei der Elbe-Werkstätten GmbH 23 Spatzenkästen montiert, unterstützt von dortigen Mitarbeitern. Daneben konnten wir die SAGA Unternehmensgruppe als Projektpartner gewinnen und im Bereich Beerboomstücken und Wigandweg insgesamt 48 Spatzenkästen und 11 Mauerseglerkästen montieren.

In allen Bereichen haben wir ergänzend heimische Sträucher gepflanzt, wie beispielsweise Schlehe (Prunus spinosa), Weinrose (Rosa rubiginosa) oder Weißdorn (Crataegus monogyna).

Während die Haussperlinge bereits ab Anfang März mit dem Nestbau beginnen, kehren die Mauersegler erst Anfang Mai aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück. Wir sind sehr gespannt, wie die neuen und alten Nistkästen angenommen werden.

Nachwuchs raus – Katze rein

Viele Katzen haben einen natürlichen Jagdinstinkt und fangen Kleintiere, obwohl die Katzen das zum Überleben nicht müssen. Hohe Katzendichten können lokale Bestände bestimmter Kleintiere sogar ernsthaft gefährden. Jungvögel verlassen ihre Nester häufig, wenn sie noch nicht vollständig fliegen können, somit sind sie dann eine leichte Beute für jagende Katzen. Auch andere Kleintiere wie Eichhörnchen, Frösche oder Schmetterlinge werden leider regelmäßig Opfer von Katzen. Diese fehlen dann wiederum in der Nahrungskette als Beute für Wildtiere wie Sperber, Bussarde, Reiher, Marder oder Füchse. Durch aufgeräumte Gärten mit exotischen Pflanzen, dem Einsatz von Laubbläsern und Mährobotern und dem Straßenverkehr sind viele Bestände von Kleintieren ohnehin bereits stark dezimiert. Auch spiegelnde Fenster fordern viele Todesopfer unter den Singvögeln, was durch viele neue Gebäude weiter verschärft wird. Die Katzen können Nichts dafür, verantwortlich sind ihre Besitzer. Daher appellieren wir an alle Tierfreunde ihre Katzen wenigsten zwischen April und Juni drinnen zu halten, zum Schutz der Natur.

Beschreibung: Bernhard, Erik und Simon bereiten die neuen Nistkästen vor (Foto: W. Haas).

Die Aktion „Spatzenretter Hamburg“

Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Haussperling, umgangssprachlich „Spatz“, mit der häufigste Vogel Hamburgs. Doch pfeifen die Spatzen längst nicht mehr von allen Dächern: Der gesellige Vogel leidet in Hamburg zunehmend unter Wohnungsnot, zudem fehlen Verstecke und Nahrung. Sanierungen und Abrisse alter Gebäude bedrohen diese Art, der Verlust von Hecken und offener Kleintierhaltung ebenso. In vielen Stadtteilen ist der Spatz verschwunden.

Mit dem sogenannten „Tschilpen“ von Spatzen verbinden viele Menschen positive Erinnerungen, beispielsweise an ihre Kindheit, denn früher waren Spatzen allgegenwärtig. Als relativ standorttreue Vögel sorgen sie auch im trüben Winter für “Unterhaltung” und beleben die Viertel. Doch ihre Rufe sind mittlerweile vielfach verstummt.

Der lateinische Name vom Haussperling lautet „Passer domesticus“ (Domesticus = „zum Haus gehörig“), was schon eine ganze Menge über seine enge Verbindung zum Menschen verrät. Seit dem der Mensch sesshaft wurde, leben Spatz und Mensch unter einem Dach in enger Symbiose zusammen; der Spatz hält Haus und Hof (Garten) frei von „störenden“ Insekten und „entsorgt“ Essensreste, bevor es Tauben oder Ratten tun. Im Gegenzug darf er am Haus nisten.

Inselartige Vorkommen schützen

Unser Ziel ist es zunächst, die verbliebenen inselartigen Vorkommen zu „sichern“ und Brutplätze zu schaffen. Dazu haben wir übrig gebliebene Vorkommen in ganz Hamburg erfasst.

Wenn es immer weniger Populationen werden, sind irgendwann die Distanzen für den genetischen Austausch zu groß und die Vorkommen brechen durch Inzucht ein. Spatzen haben nämlich meist einen geringen Aktionsradius und sind sehr standorttreu. Nur Jungvögel wandern ab und suchen nach neuen Kolonien. Liegen diese zu weit auseinander, sinkt die Wahrscheinlichkeit dass der Nachwuchs den Flug zur neuen Heimat überlebt.   

Als Gebäudebrüter benötigt der Haussperling Nistkästen an Gebäuden. Die wetterabgewandte Ostseite hat sich dabei bewährt. Von Westen kommen meist Wind und Regen und Südwände heizen sich zu stark auf. Unterhalb der Nistkästen sollte es eher ruhig zu gehen. Eine Höhe von 4 bis 8 m ist ideal, am liebsten direkt unter der Dachtraufe.

Männlicher Haussperling bei der „Wohnungsbesichtigung“. (Foto: Simon Hinrichs)

Eine artenreiche Natur direkt vor der Haustür schafft Lebensqualität für alle

Zusätzlich pflanzen wir heimische Sträucher und Stauden, damit die Spatzeneltern genügend eiweißreiches Futter (Insekten) für ihren Nachwuchs finden. An exotischen Arten wie Thuja, Rhododendron oder Kirschlorbeer finden Vögel leider kaum Nahrung.

Durch die Verwendung von heimischen Pflanzen fördert man gleichzeitig etliche andere Tiere und trägt somit zum Schutz der Artenvielfalt bei. Kinder und Jugendliche, welche in der Großstadt oft wenig mit der Natur in Berührung kommen, können so die heimische Tierwelt und ökologische Zusammenhänge kennen lernen. Nur was sie kennen und schätzen, werden sie später auch schützen wollen. Erfahrungen und Erlebnisse in und mit der Natur sind für alle Menschen wichtig. Sie bereichern und fördern den Stressabbau und die Entspannung, was zahlreiche Studien belegen.

Kontakt zum Projektleiter Simon Hinrichs: siedlungssaenger@neuntoeter-ev.de