Serie: Klimaschutz im Garten von Dr. Jürgen Bönig

Auf dem Holzweg

Wenn Sie mit stiller Freude die Blätter von Sträuchern und Bäumen in der Sonne betrachten, arbeiten die bereits für Sie: ganz behutsam nehmen die Pflanzen Kohlendioxid aus der Luft auf, spalten den Sauerstoff ab, atmen ihn aus und verwenden den Kohlenstoff zum Aufbau ihres Körpers. Was Sie von den Pflanzen in ihrem Garten sehen, besteht zum größten Teil aus dem Kohlenstoff aus der Luft, aus dem das Holz der Pflanzen aufgebaut wird. Der Rest sind so etwas wie Vitamine oder Gewürze, andere notwendige, die aus dem Boden geholt werden mit dem Wasser, die zum Aufbau beispielsweise von Eiweißen dienen.

Wenn Sie nun Sträucher und Bäume schneiden, warum sollten Sie das Holz verbrennen, fortschaffen oder vergammeln lassen? Nicht alle Wege in Ihrem Garten brauchen Beton- und Pflastersteine, energieaufwendig hergestellt, in Mörtel verlegt, wasserundurchlässig und unverrückbar. Verwenden Sie einfach Holzhäcksel für die beschaulichen Wege im Garten.

Seit dreißig Jahren bringe ich jede Saison Holzschnitzel auf den Weg um unser Haus aus, harke die Holzstücke, trete sie fest und achte darauf, dass sich in der Mitte des Weges ein kleiner Buckel bildet, das Wasser seitlich abfließen kann und die Mitte des Weges, auf die mensch am häufigsten tritt, schön fest wird.

Der Kohlenstoff der Bäume wird hier eingelagert, Pilze und Bakterien beginnen ein langsames Zersetzungswerk, das Regenwasser fließt durch die lockeren Holzstückchen und lässt einen schwingenden trocknen Weg zurück.

Zu viele Blätter sind nicht so gut, sie machen den Weg matschig. Wie auch die Baumrinde, die für Beete empfohlen wird, bei denen Aufwuchs durch die Stoffe in der Runde verhindert werden soll. Auch sie machen den Weg eher glitschig und vergehen zu schnell.

Warum sollten Sie sich Betonplatten liefern, Pflastersteine brechen und verlegen lassen, die Sie dann auch noch mit dem Kärcher von Moos und Algen freihalten müssen, wenn das Holz aus Ihrem Garten oder woanders her so einen angenehm duftenden federnden Pfad bilden kann, der auch noch Kohlenstoff speichert und nur langsam wieder in Kohlendioxid verwandelt?

Das ist ganz anders als das hochaufwändige technische Speichern von Kohlendioxid in Wasser, das unter hohem Druck in den Untergrund verpresst werden muss. Dabei wird auch der Sauerstoff eingesperrt, den ihnen die Pflanzen schenken, wenn sie in der Sonne ihren Baustoff Kohlenstoff gewinnen.

Ohne Steinbegrenzung und Mörtelbett lebt dieser Pfad von Ihrer Arbeit und aus Ihrem Garten, wenn Sie jedes Jahr ein- bis zweimal wieder Holzschnitzel auftragen, meditativ harken zu einem schönen Pfad, sich das Fitnessstudio sparen, am Wachsen von Pilzen am Rande, wechselnden Farben und der Nachgiebigkeit des Belages erfreuen, der langsam vergeht wie die Jahreszeiten. Und wenn Sie mal eine andere Idee haben, wie Sie durch den Garten bewegen möchten, nehmen Sie eine Forke, verlagern die Schnitzel und begeben sich bitte auf einen anderen Holzweg, der ohne Klimabelastung mit Ihrer Arbeit aus Ihrem Garten entsteht.