Serie: Klimaschutz im Garten

von Dr. Jürgen Bönig

Liegen lassen und kompostieren

Nun war es doch zu trocken für das Laub auf dem Komposthaufen – es hat sich nicht so schnell zersetzt, wie ich es gewohnt bin. Sie werden sicher eine Komposttonne haben, wo sie Gartenabfall, Essensreste, Holz sammeln, das zur städtischen Kompostanlage gebracht wird, zerkleinert und mehrmals umgesetzt sich in Kompost verwandelt, den Sie zur Bodenverbesserung holen können. Aber warum sollte der Kohlenstoff, den die Pflanzen aus dem CO2 der Luft mit Hilfe von Wasser und Sonnenenergie zum Aufbau des Gerüsts ihres Körpers gebaut haben, erst den Umweg über eine Tonne, einen langen Transportweg und eine energieaufwändige Anlage machen, wenn Sie doch selbst diese Stoffe kompostieren und gleich wieder dem Boden zur Strukturverbesserung und Nährstoffversorgung für die Pflanzen zuführen können?

Am einfachsten direkt auf ihren Beeten – rausrupfen, abschneiden, zerbrechen und gleich daneben auf den Boden legen. Eigentlich sollten Sie nie schwarzen nackten Boden in ihrem Garten sehen können, weil dann die Streuschicht fehlt, in der die Umsetzung in für Pflanzen verfügbare Stoffe geschieht. Oder Sie bringen Gemüseabfall, die Zweige und den Rasenschnitt auf den eigenen Kompost. Dazu braucht es nicht mehr als zwei offene Käfige aus Drahtgitter oder Holz – Kunststoff-Boxen für den Kompost gibt es auch, aber sie altern schlecht, die Plastikkrümel halten ewig – also besser Material benutzen, das selbst vergeht oder umgeschmolzen werden kann. Die Boxen aus Drahtgitter an einem Schattenplatz auf den offenen Boden stellen, unten Zweige hinein, darüber Schicht für Schicht das, was sie rausgerissen haben und was in der Küche beim Putzen anfällt, möglichst gemischt mit kleinen Zweigen und Halmen. Der zweite Behälter kann ihnen dazu dienen, Grassoden und -Schnitt zu sammeln und immer wieder zwischendurch einzubringen. Sie könnten einen Kompoststarter benutzen, aber unter einer ausgebreiteten Deckschicht aus Laub freuen sich die Regenwürmer bald von selbst an den zergehenden pflanzlichen Stoffen und auch an den zerdrückten Eierschalen für den Kalk. Bitte keine Zitrusfrüchte, die schimmeln oder gekochte Essensreste – die finden sonst andere Liebhaber. Auch Giersch, Klette und Schachtelhalm sind auf dem Kompost keine gute Idee – sie werden nicht steril unter der Hitze und verbreiten sich rasend schnell mit dem Kompost.

Wenn es zu trocken ist, gelegentlich gießen, abdecken, und nach einem halben Jahr die unzergangenen Reste von der Oberfläche entfernen und sich freuen über den wohlriechenden Humus darunter. Jetzt bitte nicht sieben und die gröberen Strukturen zerstören und den Boden wieder in einen gleichmäßigen Matsch verwandeln.  Mit einer kleinen Schaufel werfen Sie den frischen Kompost in einen Eimer und verteilen die krümelige Masse auf ihren Beeten – am besten mit den Händen an die Stellen, wo es eine stärkere Deckschicht braucht – bei den Johannisbeeren und Blaubeeren etwa. Dort geht das Bodenleben weiter, entsteht Humus, eine strukturierte Schicht aus verschieden zersetzten Materialien, die den Boden schützen und zugleich Wasser aufnehmen.

Mit diesem Kompost haben Sie Transporte und Rücktransporte gespart, das verwendet, was im Garten gewachsen ist und wichtige Spurenelemente enthält, Stickstoffdünger gespart und den Bodenlebewesen und den Amseln eine Struktur zur Verfügung gestellt, in der sie sich entwickeln und den für sie günstigsten Platz aufsuchen können.