Rettet das Huhn. Legehennen in Groß Borstel gerettet.

Tierärztin Dr. Nicole Moniac empfing an einem sonnigen Sonntag zwei Aktivistinnen des Vereins Rettet das Huhn e.V. in ihrer Praxis. Die beiden, Tanja Bartel und Anja Oertel, hatten insgesamt zwei gerettete Hühner dabei. Sie konnten zu neuen Haltern vermittelt werden. Was ist der Hintergrund? Rettet das Huhn e.V. vermittelt die Hennen in ein artgerechtes Zuhause bei tierlieben Privatpersonen, wo sie ein wahres, glückliches Hühnerleben fernab jeder Ausbeutung als sogenanntes Nutztier kennenlernen dürfen.

Ganz anders geht es den Hühnern in den Legebatterien. Mit 18 Monaten sind sie schon zu alt zum produktiven Eierlegen. Sowohl in Bodenhaltungs-, Freilandhaltungs- als auch in Biohaltungsbetrieben werden die Legehennen nach einer Legeperiode, sprich im Alter von rund 18 Monaten, ausgestallt und im Schlachthof zu einem Schlachtpreis von wenigen Cent pro Huhn entsorgt. Dabei übersteigen die Kosten für die Ausstallung und den Transport in der Regel diesen „Schlachtwert“.
Folglich werden die Hennen wie Abfall der Legeindustrie behandelt und oftmals im Akkord, ohne Rücksicht auf brechende Flügel oder Beine aus den Ställen geholt und abtransportiert. Jährlich werden so allein in Deutschland über 51 Millionen Legehennen getötet und anschließend durch neue Junghennen ersetzt.

Die ausgedienten Hennen landen überwiegend in Tierfutter, werden als billige Suppenhühner vermarktet oder bei zu geringem Schlachtgewicht in Fertiggerichten oder zu Brühwürfeln verarbeitet.

Grund für die Ausstallung nach einer Legeperiode ist die nachlassende Legeleistung der Hennen. Der durch das völlig widernatürliche Hochleistungslegen ausgezehrte Körper der Hennen produziert ab dem zweiten Lebensjahr weniger Eier, sprich weniger als 7 Eier pro Woche. Eier legen die Hennen noch immer (circa 3-5 pro Woche), nur ist die höchstmögliche Rentabilität nicht mehr erreichbar und die ohnehin hohe Sterblichkeitsrate der Tiere in den Ställen nimmt nach 12 Monaten durch die Auszehrung und die nichtartgerechten Haltungsbedingungen noch zu.

Bei den in Groß Borstel geretteten Hühnern handelt es sich nicht um „ausgestallte“, also angeblich zu alte Hühner, sondern um zu geschwächte Junghühner, wenige Wochen alt, die durch den qualvollen Transport zur Legebatterie geschädigt wurden.

Sie werden, bevor Sie in den Stall zu den bis zu 100 000 anderen Legehennen geworfen werden, auf Sicht kontrolliert. Sieht ein Tier zu schwächlich aus, landet es in hohen Bogen in einem Container, der für die Tierkörperbeseitigungsanstalt bestimmt ist. Sie landen auf einem Haufen vom Transport erdrückter, teilweise noch lebender Hühner.

Die beiden Tierschutzaktivistinnen – Tanja und Anja – haben Kontakt zu einem Mitarbeiter eines sehr großen Legebetriebes, der Tanja Bartels informiert, sobald wieder „Transporte“ anstehen, und der ihnen überlebende Hühner für die Vermittlung an private Tierhalter übergibt.

Leider schaffen es nicht alle Hühner, die für die Legebatterie nicht oder nicht mehr gebraucht werden und gerettet werden sollten. Sie sterben schon auf dem Weg zum Tierarzt.
Die beiden Junghühner auf dem Behandlungstisch der Tierarztpraxis haben heute jedoch Glück. Nicole Moniac gibt ihnen zunächst eine Infusion, um dem Körper wieder Flüssigkeit zuzuführen. Kamm und Schnabelrand sind hell, ein untrügliches Zeichen für lebensbedrohlichen Flüssigkeitsmangel. Die jungen Hühner kamen während des Transportes und vermutlich auch schon zuvor nicht an Wasser.
Dankbar nehmen die beiden Hühnchen nun auch Nahrung an. Proteinreiches aus Nicole Moniacs Arzneimittelschränkchen und Mehlwürmer, die die beiden Aktivistinnen besorgt hatten.

Nicole Moniac hält selbst Hühner in ihrem idyllischen Garten in der Strüver-Siedlung.: vier Hennen und neuerdings einen zugegebenermaßen sehr kleinen Hahn, der von den Hennen anscheinend nicht ganz ernst genommen wird und deswegen noch recht leise vor sich hingockelt.

Dennoch: So sehen gesunde Hühner aus! Kein Vergleich zu den gerade geretteten Hühnchen, die zwar noch etwas schlapp in ihren Transportkisten sitzen, aber nach dem Genuss frischer Kraftnahrung und der Zufuhr von Flüssigkeit langsam wieder zu Kräften kommen. Schon plustern sie sich auf und inspizieren munterer Ihre Umgebung. Sie werden sich gleich auf die Reise machen zu privaten Haltern, die ihnen ein huhngerechtes Leben bieten werden.

Der Verein Rettet das Huhn e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, Hühner vor einem nicht tiergerechten Leben zu retten und sie zu privaten Haltern zu vermitteln. Der Wahlspruch des Vereins: „Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt – aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier!“

Wer sich beteiligen oder spenden möchte, findet Näheres auf den Webseiten des Vereins: rettet-das-huhn.de.

Uwe Schröder