PERSÖNLICH GESEHEN: Dr. Nicole Moniac (47)

Eine Menge Erfahrung hatte Dr. Nicole Moniac als Tierärztin schon in ihrer ambulanten Praxis in Lokstedt, durch unzählige Hausbesuche und ihre Arbeit als Leiterin und Ärztin des Franziskus Tierheims gesammelt. Als Ur-Groß Borstlerin freute sie sich sehr, als sie in ihre neuen Praxisräumlichkeiten am Brödermannsweg ziehen konnte.

GBB: Liebe Frau Dr. Moniac, sie sind in Groß Borstel zur Schule gegangen, haben in Leipzig und Hannover studiert, um direkt wieder in ihre Heimat zurückzukommen und zu bleiben. Überrascht und begeistert Sie unser Stadtteil noch?

N.M.: Ja, ich fühle mich immer noch sehr wohl in Groß Borstel. Meine drei Kinder wachsen hier auf, wodurch ich natürlich viele Freundschaften geschlossen habe und viele Institutionen, wie Sportverein, Kindergarten, Schule, Kirche kennengelernt habe. Außerdem genieße ich unsere grüne Oase in der Stadt natürlich sehr. Vor zwei Jahren habe ich angefangen zu Imkern. Die Bienenbeuten stehen auf unserem Gründach. Im Garten laufen die Hühner, häufig zusammen mit Paul Rakete unserem Labrador-Mischling. Das ist mein kleiner Bauernhofersatz (lacht).

GBB: Sie selbst wohnen in der Strüver-Siedlung. Freuen Sie sich über so viel Zuzug ganz in Ihrer Nähe?

N.M.: Der starke Zuzug bedeutet natürlich auch eine Chance für Groß Borstel. Ich hoffe, dass sich hier noch einiges tun wird. Mehr Bars und Cafés wären toll, ein breiteres Angebot des Sportvereins und auch das Stavenhagenhaus hat so viel Potential für Kulturelles, aber auch für einen offenen Treffpunkt. Der Kommunalverein leistet hier schon tolle Arbeit.

An dieser Stelle möchte ich auch gern von unserer Gruppe „Green Borstel“ berichten. Einige Mütter der Carl-Götze-Schule, die Herren der Schöpfung sind uns aber auch mehr als willkommen, haben sich zusammengefunden, um das Thema „Nachhaltigkeit in Groß Borstel“ zu pushen – jede und jeder auf ihre bzw. seine Weise. Es geht zum Beispiel um plastikfreies Einkaufen, und um das Installieren eines Kleiderkreisels – so wie es der Bücherschrank ja schon erfolgreich vorlebt. Vielleicht hat ja der eine Leser oder die andere Leserin Lust, uns zu unterstützen?

GBB: Und wie sieht es in unserem Stadtteil in puncto Tierhaltung aus?

N.M.: Ich beobachte im Moment einen starken Anstieg der Hundehaltung in Groß Borstel. Das ist toll, führt aber auch zu einem gewissen ‚Dichtestress’ z.B. am Tarpenbeker Wanderweg mit Fußgängern und vor allem auch Radfahren. Hier ist Rücksichtnahme von beiden Seiten gefordert. Schön wäre es aber auch, wenn wir mehr ausgewiesene Freilaufflächen für Hunde hätten. Des Weiteren wäre interessierten Hundehaltern ans Herz zu legen, sich vor der Anschaffung von einem Tierarzt oder Verhaltensexperten beraten zu lassen. Es gibt viele Probleme im Zusammenleben, die sich schon bei der richtigen Rasseberatung hätten vermeiden lassen. Auch das Phänomen, dass immer mehr Hunde aus dem Ausland übers Internet bestellt werden, birgt natürlich große Gefahren. Häufig kommt nicht der Hund, der eigentlich beschrieben war.

Nicht selten sind die Tiere nicht an das Leben in einer Großstadt gewöhnt, sind also sehr ängstlich, können nicht alleine bleiben etc. Dazu bringen sie oft Krankheiten mit, die hier noch nicht vorkommen. Doch das ist ein seitenfüllendes Thema, das man natürlich sehr kontrovers diskutieren kann. Wenn der Wunsch nach Rettung eines Tierlebens besteht, informieren wir Tierärzte gern über die Organisationen, die diesbezüglich mit gutem Beispiel voran gehen.

GBB: Und welches sind Ihre drei Wünsche, die Sie hier gern veröffentlichen möchten?

N.M.: Für die Tiere wünsche ich mir den Fokus auf mehr Tierwohl. Zum einen bezogen auf die Zucht unserer Haustierrassen, aber natürlich auch für unsere lebensmittelliefernden Tiere. Für Groß Borstel wünsche ich mir eine belebtere Infrastruktur und moderne Gestaltung unseres Stadtteils. Für die Zukunft wünsche ich mir mutige Entscheidungen von der Politik in Richtung Nachhaltigkeit.

GBB: Herzlichen Dank für das anregende Gespräch, liebe Frau Dr. Moniac!
Marion Liebermann