Nur ein bisschen die Welt retten

Das Ostkongo-Projekt von Antje Holst

Jährlich mehrfach geht die Frage in der Familie um: Was sollen wir schenken? Es ist mal wieder ein Geburtstag. Oder Weihnachten steht ja auch bald vor der Tür. Das Problem: Man hat doch schon alles. Noch ein großes Badetuch? Ein Küchengerät? Ein besonderes Werkzeug? Schmuck? Bücher?

Nein, ich weiß, was ich mir wünsche. Ich wünsche mir mehr solcher Menschen wie Antje Holst. Antje Holst ist mittlerweile über siebzig Jahre alt, und sie lässt es sich nicht nehmen, in den letzten Jahren über zehn Mal in den Ostkongo zu reisen, nach Bakavu.

Bakavu ist eine 800.000-Einwohner-Stadt am südwestlichen Ufer des Kivusees, direkt an der Grenze Ruandas. Inmitten einer immer wieder von aufflammenden Bürgerkriegen krisengeschüttelten Region. Antje Holst besucht dort ein Projekt, das sie zusammen mit ihrem Ehemann Hans-Joachim Holst und vielen anderen aus der Eppendorfer St. Martinus Gemeinde 2003 ins Leben gerufen hatte und seitdem betreut. Sie schaut nach dem Rechten und danach, ob noch etwas gebraucht wird in der Partnergemeinde.

Der Ostkongo ist nicht einfach zu erreichen. Antje Holst fliegt – manchmal reist sie ganz allein – bis ins benachbarte Ruanda. Dort steigt sie um in den Bus. Nach einer beschwerlichen Tagesreise hat sie Bakavu erreicht, und sie wird dort im Stadtteil Bizimana stürmisch von einigen hundert Kindern begrüßt. 800 Kinder besuchen mittlerweile die Schule, die mit Spendengeldern aus der St. Martinus Gemeinde und auch mit Spenden aus der Kirchengemeinde St. Peter in Groß Borstel, Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes und aus vielen Privatspenden gebaut wurde.

„Die Idee entstand 2003“, erläutert Antje Holst. Erste Kontakte zwischen der Kirchengemeinde St. Martinus in Hamburg-Eppendorf und der Diözese Kivu-Maniema im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo entwickelten sich. Die meisten der kongolesischen Gemeindemitglieder lebten in Bakavu. Die regelmäßigen Kontakte, zunächst per Email, später dann auch persönlich, zeigten auf, was alles in der Partnergemeinde helfen könnte. Antje Holst: „Am dringlichsten fehlte eine Schule.“

Der Kongo war bekanntlich bis 1960 belgische Kolonie und stand über dreißig Jahre unter diktatorischer Herrschaft. 2002 wurde erstmals eine demokratische Regierung gewählt, doch bis heute noch sind viele Regionen durch Korruption und bewaffnete Auseinandersetzungen geprägt. Besonders bitter: In den immer wieder aufflammenden Kämpfen in der Region werden Waffen aus aktueller deutscher Produktion verwendet, verladen oft über den Hamburger Hafen. Tote, Verletzte, Vertreibung, bittere Armut und viele Waisenkinder sind die Folge. Die entlegene Stadt Bakavu leidet als Zufluchtsort besonders darunter.

2005 kauften Antje Holst und ihre Mitarbeiter ein Grundstück im Stadtteil Bizimana. Sie finanzierten den Bau einer Schule für zunächst 100 Kinder, mittlerweile sind es 800 Kinder. Sie sorgen für tägliche Schulmilchspeisen, für Lebensmittelspenden für Bedürftige, für die Opfer des Bürgerkrieges, sie sorgten für Nähmaschinen, Fahrräder, Saatgut, Schulmaterial, Musikinstrumente und vieles mehr. Auf der Liste der künftigen Projekte stehen: je einen Schulbau in Shabunda und Mufuma und ein Waisenkinderprojekt in Mufuma.

Am 10.11. berichtet Antje Holst auf dem Martinsmarkt in der Kirchengemeinde St. Peter mit einem sehenswerten Bildvortrag über ihr Projekt im Ostkongo.

Natürlich würde sie sich freuen, wenn der oder die eine oder andere Groß Borsteler/in mit einer kleinen oder großen Spende zum weiteren Gelingen des Kongoprojekts beitragen kann. Womit dann auch wiederum die Frage geklärt wäre, was man denn bei nächster Gelegenheit mal verschenken könnte oder womit man sich selbst beschenken lassen möchte. Sie können sicher sein, es dankt nicht allein Antje Holst, sondern besonders auch einige hundert freudig leuchtende Kinderaugen im Ostkongo.
Uwe Schröder

Die Aufgaben ähneln sich, die Lösungen sind virtuoser.