GLOSSE: STARBUCKS TO GO, WENT, GONE Starbucks weg, deutlich weniger Anglizismen
Bin ich froh, Starbucks ist weg. Wer durch Eppendorf spaziert, merkt sofort, da klafft eine Lücke am Marie-Jonas-Platz. Und ich hatte schon gefürchtet, Starbucks würde das beliebte, altmodische Cafe Lindtner verdrängen. Dann wäre ich aber richtig sauer, echt.
Was mich an Starbucks nervte? Ich verrate Ihnen meine Hitliste der Nervpunkte. Platz eins: Coffee to go, oft noch groß geschrieben. COFFEE TO GO. Zuerst dachte ich, toll. Jetzt kommt Kaffee auch aus Togo. Bis ich’s begriffen hatte und lauter junge Mütter beobachten konnte, die mit einem halblitergroßen Plastikbecher durch die Gegend walkten, Handy zwischen Kopf und Schulter geklemmt, Kaffee nuckelnd.
Sie sind die Zielgruppe für Platz zwei: Brüllende Tresenbedienungen ohne Lautstärkeregler. To go oder inhouse? Flat White oder Flavored Latte? Oder Iced Kakao-Cappuccino? Man wird überfallen mit nie gehörten Begrifflichkeiten, die nur eines sollen: imponieren. Also Platz drei: Anglizismen.
Ich wollte zunächst die Hände waschen. Musste aber erst bezahlen, denn die Toiletten waren nur mit einem Code (!) zu öffnen. Der steht auf dem Kassenbon. Und der Kaffee steht dann solange auf dem Tresen. Ich habe begriffen.
„Nein, danke. Einfach nur ein normaler Kaffee!“, bestelle ich. „CAFFÉ AMERICANO“, brüllt die Bedienung zum Barista – so die Berufsbezeichnung -, der den Kaffee, Entschuldigung: Caffé, einschenkt.
Nein, ich trauere dem Laden nicht nach. Hatte schon befürchtet, so etwas macht sich eines Tages im beschaulichen Groß Borstel breit. Nein, brauchen wir nicht, Anglizismen brüllende Baristas. Stattdessen: „Moin Manni.“ – „Zwei Brötchen und einen Kaffee, wie immer?“ – „Genau.“ Sie merken schon an der Sprache, ich bin schnell wieder in Groß Borstel gelandet.
Uwe Schröder