Eddy Kante, der Ex-Bodyguard von Udo Lindenberg

„In meinem Herzen kocht das Blut“, so lautet der Titel der vor fast zehn Jahren erschienenen Autobiografie des Groß Borstelers Frank Uwe Axel Schröder, besser bekannt als Eddy Kante, jener markante Schatten und ehemalige Bodyguard von Udo Lindenberg. Ich traf Eddy kürzlich im Lokstedter Damm, als ich zusammen mit Patrick Thielen und Hauke Mollenhauer von der Veddeler Fischbratküche gestärkt zurückkam. Wir stilgerecht auf dem Fahrrad, Eddy auf der Harley. Zunächst konnte er uns nicht hören, das Dröhnen seines Monstermopeds – den komischen Lenker nennt man übrigens Apehanger – bollerte noch in seinen Ohren, als er den laut vor sich hin pöffelnden Motor abgeschaltet hatte und wir ihn fragten, ob er für den Boten im Ohr nicht einmal mit uns bei einem Podcast mitmachen will. „Natürlich, klar mach‘ ich das“, schob er mir ein breites, herzliches Grinsen entgegen. Ich revanchierte mich mit meiner Visitenkarte. Mal sehen, ob er sich meldet. Nach einer Woche meldete ich mich. Per WhatsApp schlug ich ihm einen Termin vor. Eddy hatte Zeit und kam zu mir in die Brückwiesenstraße. Pünktlich. Gespannt öffnete ich die Tür.

Tatsächlich, innerlich kocht er immer noch. Es kommt manchmal explosionsartig aus ihm raus. Unverblümt, oft leicht ruppig, fast unberechenbar, aber ehrlich. Dass Eddy ein Blatt vor dem Mund nehmen würde, kann man nun wirklich nicht sagen. „Und, wie stellt ihr euch das hier vor?“, fragt er zu Beginn. „Ihr stellt die Fragen, und ich muss antworten?“ – „Genau.“ – „Das ist ja dann wie bei der Polizei!“, entgegnete Eddy laut lachend, womit er sogleich auf seine Jahre zu sprechen kam, die er wegen reichlich unsinniger Delikte auf Staatskosten übernachten durfte.

Wer sein Buch liest, muss an vielen Stellen innehalten. Schon die ersten Zeilen eines Gedichts über Eddy Kantes Mutter machen betroffen.

„Die Arme meiner Mutter
waren aus Asphalt,
Die Milch, die mich ernährte,
bestand nur aus Gewalt.“
Kapitelüberschrift: Meine Kindheit war die Hölle.

Kante führte schließlich das Leben in einer Rockerbande mit allem, was dazugehörte. Als Jugendlicher lernte er Udo Lindenberg kennen; später, nach seinem Urlaub auf Staatskosten, heuerte er fest beim Panic-Rocker und seinem Kult-Orchester an. Es folgten dreißig Jahre Lindenberg-Job, der mit eben jener Autobiografie endete.

Udo nuschelte genervt: „Kannst Du so nicht schreiben. Das schadet dem Orchester.“ Insider vermuten jedoch, dass Lindenberg das Buch nie richtig gelesen hatte. Sie denken, dass die Biografie der Marketingstrategie des Plattenlabels entgegengestanden haben könnte.

Zu der Zeit, also vor etwa zehn Jahren, entwickelte sich Eddy Kante zudem selbst zu einer Persönlichkeit, die vermehrt in Talkshows und Zeitungsartikeln zu sehen war. Es kam zum Bruch mit Lindenberg. Kante musste sich arbeitslos melden.

Das Arbeitsamt stellte fest, dass er zwar selbständig für Lindenberg gearbeitet hatte, aber mit Lindenberg nur einen einzigen Auftragnehmer hatte. Der Job beim Panikchef wurde als Scheinselbständigkeit eingestuft. Lindenberg musste Sozialversicherungsabgaben nachzahlen. Und Kante absolvierte eine Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft.

Heute verdient er manchmal doppelt so viel wie bei Lindenberg, und zwar als Reeperbahn-Guide bei Olivia Jones. Und er ist unter Kult-Kieztouren.de zu buchen, wenn man einmal das „wahre“ St. Pauli kennenlernen möchte – wohl eher etwas für Touristen.

Und wer etwas mehr über den Groß Borsteler Eddy Kante erfahren möchte, kauft sein Buch „In meinem Herzen kocht das Blut“ oder hört Eddy in der neuen Folge „Der Bote im Ohr“. Viel Vergnügen!

Uwe Schröder