DER SCHMU

VON JÜRGEN HUWIL WAHLEN

Nu’ iss er raus, na Gott sei Dank.
Die Haustür fällt jetzt zu.
Wir hatten ihn schon viel zu lang,
den ganzen Weihnachts-Schmu.

Die Nervenbahnen klebten leicht.
Das Hirn war taub von Güte.
Am Ende war der Punkt erreicht,
wie früher nach ’ner „Tüte“.

Doch jetzt ist Schluss. Ein neues Jahr.
Der ganze Schmu verflogen.
Wir sind zurück und wissen: Klar,
das Hirn hat uns betrogen.

Betäubte uns mit Chorgesang,
mit Krippe, Ochs und Engeln.
Sedierte frech mit fetter Gans.
Konnt’ uns mit Rotwein gängeln.

Das wahre Leben aber tobt.
Und rauscht an uns vorbei.
Wenn alle Welt den Heiland lobt,
fällt diese Welt entzwei.

Nichtsdestotrotz, so ist das halt.
Der Schmu, er wird uns bleiben.
Er ist fast wie die Welt so alt.
Er lässt sich nicht vertreiben.

D’rum sitz ich nächstes Jahr dann auch
erneut vor diesem Kasten.
Mit Weihnachtsgans und Wein im Bauch
hau’ ich dann in die Tasten:

Nu’ iss er raus, na Gott sei Dank.
Die Haustür fällt jetzt zu.
Wir hatten ihn schon viel zu lang,
den ganzen Weihnachts-Schmu.