Danke, Claudia und Stefan Berg

ABC-Apotheke schließt Ende Januar
Wieder verschwindet ein gutes Stück Groß Borstel. Dort wo früher einmal das Zentrum war, mit Spar-Markt um die Ecke im Borsteler Bogen/Ecke Warnckesweg, später der Schlecker-Markt an der Borsteler Chaussee, die gute alte Post, die alte Haspa, die erste Filiale war hier, die Bäckerei Görsch – alles längst Geschichte. Und nun auch noch die ABC-Apotheke! Ein schwerer Schlag. Gerade die beiden und ihre unschlagbar sympathische Belegschaft!

Die Bergs führten nicht nur eine Apotheke – nein, sie haben einen richtigen Treffpunkt etabliert. Man kam rein in die Apotheke und fühlte sich sofort heimelig. Zu bestimmten Zeiten war immer viel los, gut für einen kleinen Schnack mit den Nachbarn. Nicht über Krankheiten, nein! Viel Interessanteres war Thema: Neues aus dem Dorf. Der Hund bekam sein Leckerli und zog einen nach kurzer Eingewöhnung automatisch in den Laden. Grüße wurden ausgerichtet, und immer wurden die aktuellen Themen angesprochen.

Wir denken an die Tage im Mai, die große Ausstellung „Borsteler Strich“ mit den besten Cartoonisten aus der Stadt war Thema. Die ABC-Apotheke sorgte für einen erstaunlichen Bücher-Umsatz, denn der Cartoon-Band wurde hier verkauft. Der Kommunalverein war immer Thema, die Marcus-Dahl-Initiative, die Freunde des Stavenhagenhauses und Hans-Helmut Poppendiecks wunderbares, neu aufgelegtes Buch „Baumland“. Wir werden Euch so vermissen!

33 Jahre ABC-Apotheke, mit einem engagierten Team mit zwei überzeugten Pharmazeuten, die sich persönlich sehr für ein besseres Gesundheitswesen auch in Groß Borstel eingesetzt haben. Stefan Berg (Ehrenrat des Kommunalvereins) war immer auf unserer Seite, wenn es um Stadtteilentwicklung in Groß Borstel ging – sein Kollege Peter Tomm von der Hubertus-Apotheke übrigens auch: Was kann man tun als Gewerbetreibender, um die Borsteler Chaussee attraktiver zu machen? Wie kriegen wir mehr junge Einwohner nach Groß Borstel? Und jetzt, wo es gerade wieder anläuft, da hören die beiden auf. Was ist denn der Grund dafür?

„Viele Gründe, leider“, setzt Stefan Berg zu einer Erklärung an. „Wir haben private Gründe, und wir merken den ökonomischen Druck, der den niedergelassenen Apotheken zunehmend die Perspektive nimmt. Claudia, meiner Frau, fällt es aufgrund von Rückenproblemen schwerer, den ganzen Tag hinter dem Tresen zu stehen. Für die Gesundheit ist es förderlicher, ein gutes Stück zurückzutreten. Dann kommt privat noch hinzu, dass auch die Eltern pflegebedürftig sind. Aber der Hauptgrund ist: Wir haben keinen Nachfolger für die Apotheke gefunden. Wir haben regional und überregional – auch mit professioneller Unterstützung – gesucht und keinen gefunden, leider.“

Viele Gründe wurden von den Interessenten genannt, auch Gründe, die mit der Stadtteilentwicklung zu tun haben. „Wir haben in Groß Borstel zu wenig Ärzte. Gerade im nördlichen Zentrum, also an der Kreuzung Warnckesweg/Borsteler Chaussee machten viele Läden zu. Es konzentriert sich mehr Richtung Borsteler Chaussee/Brödermannsweg/Köppenstraße. Und wir spüren, dass die Online-Apotheken viel von unserem Umsatz wegnehmen. Dieser Trend wird sich noch verstärken durch die Einführung des elektronischen Rezepts ab 2021.“

Das elektronische Rezept kann man mit der Gesundheitskarte einlösen oder einfach mit dem Handy. Es erleichtert die elektronische Bestellung bei Online-Apotheken, allerdings bekommt man dort auch keine Beratung. Claudia und Stefan Berg hätten zudem ihre gesamte Computerausrüstung (Hardware und Software) erneuern müssen. Ein Grund mehr, in den letzten Jahren vor der planmäßigen Rente sich nach einer anderen Perspektive umzusehen.

Vor 33 Jahren sah die Entwicklungsperspektive für junge Apotheker besser aus. Apotheken hatten ein deutlich gesünderes ökonomisches Fundament. Claudia und Stefan Berg engagierten sich in ihrem fortschrittlichen Apothekerverband für die Reform des Gesundheitswesens. Hin zu mehr Gesundheitsbewusstsein, mehr statt weniger Beratung sollte die Patienten befähigen, ihre Gesundheit selbst stärker im Fokus zu haben, auch um so vielen Krankheiten vorzubeugen.

Privat war ihnen das Glück mit zwei Töchtern beschieden, jetzt 26 und 30 Jahre alt. „Das war damals gut für die Kinder, und später natürlich auch, dass wir uns in der Apotheke abwechseln konnten“, erläutert Claudia Berg.

Zum Glück kauften Sie damals das Gebäude, in dem die Apotheke ihren Sitz hat. Die Wert-entwicklung der Immobilie sichert jetzt den frühzeitigen Teilruhestand der beiden, sie haben einen Käufer für das Haus gefunden. Leider möchte der dort keinen Laden haben,
und leider auch keine Apotheke, sondern auch im Erdgeschoss Wohnungen bauen.
„Und was machen Sie ab Februar?“, frage ich die beiden. Claudia Berg antwortet: „Ich werde noch ein paar Jahre als Pharmazeutin arbeiten, angestellt in einer Apotheke. Aber halbtags.“ Stefan Berg, der seit vielen Jahren Mitglied bei Greenpeace ist, „will mehr ehrenamtlich machen und dort mein pharmazeutisches Wissen einbringen.“ Das sei ihm als Unternehmer mit langen Ladenöffnungszeiten abends bisher nicht so möglich gewesen, wie er sich das gewünscht hätte.

Beide sind jetzt traurig, eine solche Entscheidung treffen zu müssen. Sie haben in ihrer Zeit in Groß Borstel ein sehr gutes Verhältnis zu vielen Kunden aufbauen können, und sie werden den Kontakt missen. Sie bedanken sich für all die schönen Jahre in Groß Borstel.
Und was sagen wir Groß Borsteler? Wir sagen natürlich: Danke, liebe Claudia, lieber Stefan Berg. Und wie wir das sagen, das erfahrt Ihr im nächsten Boten am 1. Februar. Den ersten Tag ohne ABC-Apotheke.
Uwe Schröder

Schreiben Sie bitte Ihr persönliches Dankeschön für die Bergs an abc@grossborstel.de.

Wir drucken das dann in den Februar-Boten.