Auf Parkverbote wird gepfiffen

Falschparker auf Gehwegen und Grünflächen

Nicht nur in Groß Borstel ist die Unsitte zu beobachten, dort aber in letzter Zeit zunehmend: Autos parken falsch auf Gehwegen und Grünanlagen, beschädigen Absperrungen und Begrenzungspfosten, verdichten das Erdreich im Wurzelraum wertvoller Bäume, dort wo Autos nichts zu suchen haben. Längst wird auf dem Straßenbegleitgrün wie selbstverständlich geparkt – auch wenn es dort verboten ist, also auf dem Grünstreifen zwischen Radweg und Fahrbahn. Die Frage ist: Warum?

Deutschland ist (war) eine Autofahrernation. Das Auto war für viele Deutsche gefühlt so wertvoll wie die heilige Kuh für die Inder. Unantastbar. Langsam findet ein Umdenken statt.

Aber: Es werden seit Jahrzehnten und auch in den letzten Jahren immer mehr Autos zugelassen, besonders in Hamburg.

Die Polizei hat es großflächig aufgegeben, Parkverstöße zu ahnden. In stark verdichteten Stadtteilen wie Eppendorf, Winterhude und Eimsbüttel gibt es oft doppelt so viele zugelassene Autos wie legale Parkplätze. „Ja, wo parken die denn?“, fragt man sich unwillkürlich. „Überall, wo es gerade mal so eben passt.“, lautete die Antwort des Revierleiters der Polizeiwache Troplowitzstraße, auf einer der Mitgliederversammlungen des Kommunalvereins vor etlichen Jahren. Gelegentlich geht die Polizei punktuell in den sogenannten „Parkdruckgebieten“ gegen Falschparker vor und „zettelt ab“. Unisono folgen dann Proteste der Anwohner, die beklagen, dass „die Stadt zu wenig Parkplätze bereitstellt“. Als gäbe es ein Grundrecht auf kostenlose Parkplätze.

Seit Langem klagen unsere sympathischen Revierbeamten, es sei eigentlich nicht ihre Aufgabe, Parkverstöße zu ahnden. Wenn es ganz dicke kommt, zücken sie schon mal den Zettel, aber im Normalfall bleiben die Parkverstöße ungesühnt. Das scheint sich in Groß Borstel herumgesprochen zu haben.

Kaufen wir bei Edeka ein, stehen die Autos mittlerweile direkt vor dem Eingang mit zwei Rädern auf dem Fußweg, sodass sich die Kinderwagenfraktion an der Rollatorabteilung verbeischieben muss. Die Fahrzeuge stehen nicht auf der Fahrbahn, denn dort dürften sie zum Be- und Entladen und zum Ein- und Aussteigen stehen. Die Fahrbahn ist auch breit genug für zwei Fahrzeuge. Sie parken halb auf dem Gehweg, selbst wenn unmittelbar nebenan in den Parkbuchten Plätze frei sind.

Im Lokstedter Damm und auch im Brödermannsweg parken einzelne Auto so, dass für Fußgänger, Mütter und Väter mit Kinderwagen, für Rollstuhlfahrer und Briefträger und für Gehbehinderte nur noch eine Gehwegplattenbreite Platz bleibt. Sie parken in den Kurven an unübersichtlichen Stellen, an denen Schulkinder versuchen, über die Kreuzung zu kommen. Sie parken zuweilen sogar mitten auf dem Gehweg, sodass alle anderen Verkehrsteilnehmer auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Mir doch egal.

Vor der Einfahrt zum Gewerbepark im Brödermannsweg gibt es legale Parkplätze. Aber: Sind die alle besetzt, parkt man einfach frech und illegal mitten in der Grünanlage. Nicht einer, nicht zwei. Gleich fünf, sechs Autos parken auf der Grünfläche vor dem Sportplatz. So fährt man gedankenlos ein kleines, dort gepflanztes Bäumchen kaputt. Gras wächst dort schon lange nicht mehr. Wen kümmert es? Es gibt sogar ausreichend Parkplätze im Gewerbegebiet. Aber die scheinen Geld zu kosten. Auf der Grünanlage, sozusagen im Park ist das Parken scheinbar und tatsächlich kostenlos. Weil keiner kassiert.

In der Brückwiesenstraße existiert seit Jahrhunderten ein Eichenwäldchen. Viele der mächtigen Eichen sind weit über hundert Jahre alt, nachzulesen im Baumkataster der Freien und Hansestadt Hamburg. Kürzlich wurde dort ein Haus abgerissen. Wie selbstverständlich parkten die Handwerker ihre Autos in der Grünanlage, teilweise auf den Baumwurzeln dieser ehrwürdigen alten Eichen. Sie parkten dort, weil es bequemer war. Weil es fünf, sechs Meter sparte zum nächsten legalen Parkplatz, wenn mal ein Werkzeug aus dem Wagen geholt werden musste. Sie fahren die Rasenfläche kaputt, bis kein Gras mehr wächst. Sie riskieren die Beschädigung der Jahrhunderte alten, wunderschönen Bäume aus reiner Rücksichtslosigkeit.

Die Bäume leiden unter der Trockenheit der letzten Jahre und auch der momentanen Trockenphase. Sie leiden aber noch viel mehr unter der Bequemlichkeit mancher Autofahrer. Und sorry, sie leiden unter der Untätigkeit der zuständigen Behörden.

Glücklicherweise gibt es seit dem 28. April einen neuen Bußgeldkatalog. Falschparken wird drastisch teuer, kann sogar Punkte in der Verkehrssünderkartei bringen. Nur: Das nützt aber überhaupt nichts, wenn die Verkehrsverstöße nicht geahndet werden. Also liebe Leute in der Troplowitzwache: Bevor coronabedingt Langeweile aufkommt, bewaffnen Sie sich doch mal mit den kleinen weißen Zetteln. Das schafft nicht nur Ordnung, es bringt sogar Geld.
Uwe Schröder

NEUE BUSSGELDER:
Beispiele für die neuen Bußgelder ab 28. April:

• Halten in zweiter Reihe: 55 Euro, bei einer Behinderung sogar 70 Euro

• Parken in zweiter Reihe mit Behinderung: 80 Euro und ein Punkt in Flensburg

• Parken auf dem Gehweg und in Fußgängerzonen: 55 Euro

• Das Parken an einer unübersichtlichen Stelle kostet künftig nicht mehr 15 Euro, sondern 35 Euro

• Unzulässiges Halten mit Gefährdung 80 Euro plus ein Punkt in Flensburg

• Unzulässiges Halten mit Sachbeschädigung 100 Euro plus ein Punkt in Flensburg