Vögel in Groß Borstel

Der Grauschnäpper

Der Grauschnäpper (Muscicapa striata) ist eine recht kleine Vogelart aus der Familie der Fliegenschnäpper (Muscicapidae). Mit einer Körperlänge von 13,5 bis 15 cm weist er eine ähnliche Größe wie der Haussperling auf. Dabei präsentiert sich seine Oberseite blass bräunlich, während der Scheitel dunkelbraun gestrichelt ist. Auch die Flügel zeigen diese Farbe, allerdings mit beigen Rändern. Die Brust ist graubraun gestrichelt, die Körperunterseite graubeige bis mattweiß gefärbt. Die großen Augen sind dunkelbraun. An der Unterseite des recht breiten, dicken sowie dunkel hornfarbenen Schnabels fällt eine hellere Basis auf.  Die kurzen Beine sind schwarz. Das Jugendkleid präsentiert die Kopf- und Rückenfedern gefleckt. Aufgrund der gleichen Färbung der beiden Geschlechter lassen sie sich nicht voneinander unterscheiden.

Grauschnäpper kommen in ganz Europa vor – und darüber hinaus bis in den Nordosten der Mongolei. Der Bestand in Deutschland wird auf 155.000 bis 230.000, in Hamburg auf 1.500 Brutpaare geschätzt. Der hiesige Bestand war in den 1970er bis 1990er Jahren rückläufig. Eine der Ursachen: Die Vögel bewohnten häufig die hiesigen Kleingärten und fielen dabei der Umwandlung von Nutz- in Ziergärten zum Opfer. Zwar hat sich der Bestand mittlerweile stabilisiert, dennoch wird der Vogel seit 2015 in der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands auf der Vorwarnliste bedrohter Vogelarten geführt.

Grauschnäpper mit Futter

Grauschnäpper sind Halbhöhlenbrüter der Wälder und Siedlungen. So zeigt sich die Art in Hamburg nahezu gleichmäßig verbreitet, größere Lücken gibt es nur in der baumarmen Unterelbemarsch, in der Innenstadt und im Hafengebiet. Grauschnäpper bevorzugen als Lebensraum besonnte Bereiche von Laub- und Mischwäldern, Dörfer im ländlichen Raum oder Gärten, Friedhöfe und Parkanlagen in Städten wie Hamburg.

Wie der Name „Fliegenschnäpper“ schon vermuten lässt, ernährt sich der Vogel vor allem von Insekten, die er von Sitzwarten aus startend im Flug fängt. Sobald ein vorbeifliegendes Insekt vom Grauschnäpper erspäht wird, jagt er in aufwändigen Flugmanövern hinterher, bis er mit seiner Beute auf die Sitzwarte zurückzukehren kann. Bei Regen liest der Vogel Insekten auch vom Boden auf. Darüber hinaus ergänzt er im Sommer und Herbst diese tierische Nahrung gelegentlich durch Beeren.

Im Flug oder auf Sitzwarten lässt sich der unauffällige Gesang des Vogels hören, der aus einer kurzen Reihe einfacher Töne besteht. Sein  Ruf ist dünn, krächzend und klingt leicht vibrierend wie „srrri“ oder „sirrr“, der Warnruf ertönt als ein „zie-tek-tek“.

Grauschnäpper sind Zugvögel, die als Langstreckenzieher ihr Überwinterungsgebiet hauptsächlich in Afrika südlich der Sahara beziehen. Aufgrund dieser langen Strecke beginnt der Wegzug nord- und mitteleuropäischer Grauschnäpper bereits Mitte Juli und erreicht seinen Höhepunkt Anfang August bis Mitte September. Der Heimzug nach Mitteleuropa erreicht Mitte Mai / Anfang Juni seinen Höhepunkt und läuft Ende Juni aus.

In der Regel führen Grauschnäpper eine monogame Saisonehe. Dabei beginnt die Balz bereits im Überwinterungsgebiet und wird am Brutplatz fortgesetzt. Den Bau des napfförmigen Nestes übernimmt vor allem das Weibchen. Sie errichtet es in Astlöchern, Astgabeln, hinter abstehender Rinde von Bäumen sowie in Berankungen, Nischen, Mauerlöchern oder Blumenkästen an Gebäuden. Es ist von lockerer Struktur und besteht hauptsächlich aus Halmen und Wurzeln mit einer Deckschicht aus Tierhaaren oder Federn in der Nestmulde.       

Grauschnäpper auf Ansitzwarte
Grauschnäpper auf Stange

In Mitteleuropa erfolgt die erste Eiablage ab Ende Mai. Zudem kommt es regelmäßig zu Zweitbruten im Juli. Das Gelege besteht aus zwei bis sechs Eiern, die auf hellgrünem bis beigem Grund rostbraun und grau gefleckt sind.  Es brütet allein das Weibchen 11 bis 15 Tage lang. Die Jungvögel werden von beiden Eltern gefüttert und verlassen im Alter von 12 bis 16 Tagen das Nest. Für einige weitere Tage versorgen die Eltern den Nachwuchs noch mit Futter, bis dieser selbstständig ist. Grauschnäpper erreichen ihre Geschlechtsreife noch im ersten Lebensjahr.

Zu den natürlichen Feinden des Tieres zählen Marder, Katzen, Raben- und Greifvögel. Außerdem ist der Grauschnäpper anfällig für Vogelkrankheiten. Auch widriges Wetter kann den Grauschnäpper – insbesondere auf dem langen Zug – das Leben kosten.

Darüber hinaus erschwert ihm der Mensch sein Dasein, vor allem durch das Ausräumen der Landschaft, also das Entfernen abgestorbener Bäume, Hohlbäume oder Äste. Deshalb sollten auch in unseren städtischen Gärten alte Bäume unbedingt erhalten bleiben, dienen sie doch (auch) den Grauschnäppern als Ansitz zur Insektenjagd und als möglicher Brutplatz. 

Also: Erhaltet und schafft „Wohnraum“ für den Grauschnäpper.

Text und Fotos:

Michael Rudolph