Vögel in Groß Borstel

Die Mandarinente

Mandarinente Erpel

So farbig wie die Advents- und Weihnachtszeit zeigt sich auch die Mandarinente (Aix galericulata). Hierbei handelt es sich um eine Vogelart, die zur Familie der Entenvögel (Anatidae) zählt und ursprünglich aus Ostasien stammt. Zwar gilt ihr Fleisch als wenig schmackhaft, doch wegen ihrer Farbigkeit erfreuen sich die Mandarinenten als Ziervögel großer Beliebtheit, weshalb man sie als Nachkommen von Gefangenschaftsflüchtlingen seit Mitte des 18. Jahrhunderts fast überall in Europa findet.

In ihrer ursprünglichen Heimat Nordostchina und Amurgebiet gelten die Vögel infolge der früheren Zerstörung ihrer Lebensräume als gefährdet. So leben dort nur noch rund 1000, in Japan 5000 Paare. Im Gegensatz dazu haben sich von Enten der Gefangenschaftsflüchtlinge nahezu weltweit neue Populationen entwickelt. Dementsprechend dürfte der wildlebende Bestand in Europa mit geschätzten 8000 bis 10000 Brutpaaren den asiatischen Bestand deutlich übertreffen. Die Art gilt deshalb außerhalb Asiens als ungefährdet. Der Bestand in Deutschland beträgt rund 650 Brutpaare.

Auch in Hamburg sind Mandarinenten keine Seltenheit mehr. Bereits seit etwa 40 Jahren werden hier Bruten nachgewiesen. Allerdings lässt sich der hiesige Bestand nur schwer schätzen und dürfte nicht mehr als 40 Brutpaare betragen.

Man findet die Tiere sporadisch vor allem an Parkgewässern mit Baumbeständen, so zum Beispiel im Klövensteen, Hirschpark, Jenischpark, Niendorfer Gehege, Raakmoor, Eppendorfer Moor, Duvenstedter Brook und am Oberalsterlauf. Jedoch ist es der Entenart bis heute nicht gelungen, in Hamburg – im Gegensatz zum Beispiel zu Berlin – eine deutlich wachsende Population zu etablieren. Ihre Existenzmöglichkeiten scheinen in unserer Hansestadt nicht optimal zu sein.

Mandarinente weiblich auf Ast

Mandarinenten erreichen eine Größe von 41 bis 49 cm. Die Erpel sind im Prachtkleid unverwechselbar auffällig bunt gefärbt: Die Kopfoberseite und der lange Schopf schillern metallisch grün, die wie Segel aufgerichteten Flügelfedern und die Wangen zeigen sich orange. Die Kopfseiten und der Bauch sind weiß, der Schnabel ist rot. Die Beine weisen eine orangegelbe Farbe auf.

Die Weibchen zeigen sich an Kopf und Hals olivgrau, am Rücken graubraun gefärbt. Ihr Bauch ist weiß, die Seiten sind beige gefleckt. Um das Auge zieht sich eine weiße „Brille“ mit verlängertem weißen Lidstrich. Die Männchen ähneln im Schlichtkleid den Weibchen. Bei beiden Geschlechtern lässt sich im Flug der dunkelgrüne Spiegel erkennen, auffälligstes Merkmal ist jedoch der kleine und spitze Schwanz.

Mandarinenten beginnen den Gefiederwechsel ins Schlichtkleid Mitte Mai. Zuletzt werden im Juli die Schwingenfedern abgeworfen – die Vögel sind dann etwa einen Monat flugunfähig. Der Wechsel ins Prachtkleid beginnt Ende August.

Mandarinenten gehören nicht zu den ruffreudigen Vögeln. Männchen lassen gelegentlich – auch mehrfach hintereinander – ein ansteigendes „Phuit-Phuit“ hören, Weibchen ein tieferes „Kät“ oder “Kett“.

Ihre vielfältige Nahrung besteht aus Sämereien, Eicheln, Nüssen, Würmern, Insekten, Wasserpflanzen und Weichtieren.

Mandarinenten Gruppe

Der Name der Vögel hat nichts mit der Südfrucht „Mandarine“ zu tun, sondern wurde von den „Mandarin“ abgeleitet, früheren chinesischen Staatsbeamten, deren Erscheinungsbild sich oftmals durch prächtige Gewänder auszeichnete.

Mandarinenten gelten als wenig kälteempfindlich und sehr standorttreu. In Europa und Japan sind sie Standvögel, in Ostchina und Russland hingegen Zugvögel. Bevorzugt leben die Tiere an waldumstandene Seen, Teichen und Flüssen.

Die Vögel navigieren nicht nur als geschickte Flieger durch das Geäst von Bäumen, sondern sind aufgrund ihrer langen kräftigen Krallen auch gute Kletterer.

Sie brüten in Höhlen oder Halbhöhlen von Bäumen in Höhen bis zu neun Meter oder in Steinhaufen, Schwarzspechthöhlen und Nistkästen. Die einmal ausgewählten Nistplätze werden meist auch in den Folgejahren wieder für die Brut genutzt.

Mandarinenten werden bereits im ersten Lebensjahr geschlechtsreif, brüten in der Regel jedoch erst im zweiten Lebensjahr. Die Paarbildung beginnt bereits mit Einbruch des Winters. Die Art führt eine monogame Saisonehe, viele Paare bleiben sogar mehrere Jahre zusammen. Aufgrund dieser monogamen Lebensweise und des Zusammenhalts gelten Mandarinenten in China als Symbol für eheliche Treue.

In die mit Gras und Federn ausgekleidete Bruthöhle legt das Weibchen sechs bis zehn weiße Eier, die sie allein 28 bis 31 Tage lang bebrütet.

Die braunen Küken sind Nestflüchter. Sie werden zwar die ersten Nächte noch vom Weibchen gehudert, können sich jedoch schon wenige Stunden nach dem Schlüpfen dank ihrer kleinen, spitzen Krallen im Geäst ebenso sicher bewegen wie ihre Eltern. Auch sind die Küken bereits nach wenigen Stunden in der Lage zu schwimmen, bei Gefahr sogar zu tauchen oder sich in der Ufervegetation zu verstecken. Vor Fressfeinden werden sie energisch von den Eltern verteidigt. Nach 40 bis 45 Tagen sind die Jungvögel flugfähig. Sie verlassen dann das elterliche Brutrevier, bilden Schwärme und suchen sich eigene geeignete Gewässer. Im Winter bilden sie dort Paare und somit einen neuen Beginn des Kreislaufs des Lebens.

Text und Fotos: Michael Rudolph