Serie: Klimaschutz im Garten von Dr. Jürgen Bönig
2025 Dezember: Welches Werkzeug?
Hui!? Sie haben auf den Laubbläser verzichtet? Alle Achtung, Sie haben sich, den Nachbarn und Ihrem Garten etwas Gutes getan. Ob elektrisch oder Benzin: Ein Laubbläser macht mit viel Lärm und Luft etwas falsch beim Zusammenpüstern all dessen, was auf der Oberfläche liegt. Er beleidigt das Ohr all derjenigen, die keinen Gehörschutz tragen, verbreitet Bakterien und Schimmelsporen bis in Ihre Lungen und unterscheidet nicht zwischen dem, was liegen bleiben und dem, was wegfliegen soll. Sieht hinterher wie geleckt und gefönt aus, funktioniert bloß nicht mehr für Pflanzen.
Gerade die leichten, feinen, voluminösen Teile sind wichtig für die Durchlässigkeit des Bodens und dessen Wasserhaltung, gerade in den feinen Teilen, die weggeblasen werden, finden sich Schimmelpilze, Algen, Bakterien und Kleintiere, die an die Arbeit der Zersetzung gehen und Nährstoffe im abgefallenen Laub anderen Pflanzen wieder zugänglich machen. Sie werden es fühlen, wenn das feuchte Laub im Kompost dampft, weil all diese Lebewesen ihre Arbeit der Zerlegung in Arbeitsteilung begonnen haben.
Aber auch bei Rechen, Harke und Forke, mit denen das Laub von Hand dahin gebracht werden soll, wo es auf der Fläche kompostiert oder auf dem Laubkompost vergeht, lässt sich viel falsch machen. Kunststoff altert schlecht und kehrt als Mikroplastik zu uns zurück – also möglichst keine Geräte aus Plastik verwenden und auch keine, in denen Plastikteile verbaut sind – sie brechen bei Frost, zersetzen sich und verteilen sich als Abrieb und Schrott im Garten.
Auch vom auswechselbaren Werkzeug aus Metall am gleichen Stiel würde ich abraten: Im Vergleich zum Holzgriff und Stiel ist es der Hand nicht angepasst und unausgewogen, liegt kalt in der Hand und wird meist auch nicht gewechselt. Dann lieber Harke, Spaten, Schaufel und Pflanzkelle mit Holzgriff, der zu Ihrer Größe und Händen passt verbunden mit einem Blatt, das stabil ist, einiges aushält, nachgeschärft werden kann und gegen Rost durch Reinigung und Einölen geschützt werden sollte.
Denn, was immer Sie im Garten tun, das gute Werkzeug sollte der Situation angepasst genutzt werden. Wenn das Laub nass ist, sollten Sie die Harke wählen, wenn es schön trocken ist, den Fächerbesen oder Rechen und zuweilen einfach die behandschuhten Hände nutzen, um einen Blätterhaufen zu transportieren. In Bezug auf den Klimaschutz kann das zu problematischen Kompromissen führen. Mein Hamburger Lieblingsgärtner Jörg Pfenningschmidt hat unter den unentbehrlichen Werkzeugen wie Schubkarre, Besen und Pflanzkelle auch einen großen Laubrechen aus rotem Kunststoff genannt. Ich nutze den wirklich sehr großen und leichten Fächerrechen seitdem bei trockenem Laub mit großer Begeisterung, weil er wirklich viel elegant wegschafft. Nur wird er beim schwungvollem Zusammenrechen des Laubes eben auch abgenutzt und verbreitet kleinste Kunststoffkrümel. Vielleicht wird es ja einen solchen weiten Fächerrechen mal geben, der nicht Sondermüll produziert, sondern dessen Metall eingeschmolzen und dessen Stiel aus Holz verbrannt werden kann.
Was Sie auch bei Gartenscheren und Sägen nicht machen sollten, ist, billiges Werkzeug mitzunehmen, weil es nicht darauf ankommt und sie im Sonderangebot zu haben sind – schlechte Werkzeuge schaden Ihrer Gartenarbeit und den Pflanzen, gehen schnell kaputt und verbrauchen mehr Energie und Ressourcen, als ein gut ausgewähltes, reparierbares und bewährtes Gartenwerkzeug es je kann. Und das unentbehrliche Garten- Handwerkzeug, das zu Ihnen, ihren Händen und Ihrer Körpergröße passt, wird Ihnen ermöglichen, eine Geschicklichkeit zu entwickeln, die Ihnen der Laubbläser nie vermitteln kann. Beim leisen geruhsamen Harken des Laubes in den erstaunlichsten Farben sparen Sie sich auch noch das Fitnessstudio.

