Serie: Klimaschutz im Garten

Platt oder vielfältig?

Das Frühjahr hat uns mit viel Sonne ergötzt, dem Garten aber mit viel Wind und mit zu wenig Wasser auch zugesetzt. Da hilft es, den Pflanzen und Samen unterschiedliche Bedingungen als Chance zum Wachstum anzubieten – gerade, wenn es unvorhersehbare und bisher nicht gewohnte Wetterextreme gibt. Sie müssen ja nicht, wie der niederländische Architekt und Öko-Pionier Louis le Roy, jahrzehntelang Bauschutt heranschleppen und aufschichten mit vielen Hohlräumen, um der spontanen Vegetation eine Chance zu geben. Sein Buch „Natur ausschalten – Natur einschalten“ von 1978 hat mir jedenfalls zu der Erkenntnis verholfen, dass Unterschiede der Bodenstruktur den Garten weniger anfällig für Extremwetter machen – er wird dadurch widerstandsfähiger, resilienter. Wie eine große Panoramascheibe ganz kaputtgeht, hingegen eine kleine Glasscheibe im Sprossenfenster keinen Totalschaden anrichtet, so hat auch die Natur mehr Chancen, wenn sie vielfältig strukturiert ist.

Und das heißt bei Wind aus dem Westen, schlammigem Boden bei Regen in unserem Moorgebiet und sporadisch auftretenden, aber heftigen Niederschlägen: Unterschiede in der Höhe schaffen, nicht eine platte Ebene herstellen, die der Wind austrocknen kann und in der sich Starkregen in einer großen Pfütze sammelt. Besser wären für Samen und Pflanzen: Furchen anlegen, möglichst quer zur Hauptwindrichtung, Steine mit Zwischenräumen zu Haufen sammeln, ohne die Zwischenräume aufzufüllen; Erhöhungen zulassen, die den kalten Wind von Norden und vom Moor abhalten; Holz und Steine platzieren, hinter denen sich die Hitze sammeln kann. Wenn dann sich verändernde Wetterverhältnisse auftreten, dann vertrocknet nicht eine Monokultur oder versinkt im Matsch. Pflanzen und Samen finden verschiedene Grade von Feuchtigkeit, Temperaturen und Drainageverhältnisse vor, die zu ihnen passen, und ermöglichen das Keimen, Wachsen und Blühen unter vielfältigen Bedingungen.

Ein strukturierter Boden mit Höhenunterschieden, unterschiedlicher Erde, Splitt und Steinen als Schutz und Wärmespeicher bieten unterschiedlichen Samen und Pflanzen Bedingungen, sodass die Vegetation nicht gleichmäßig blüht oder kaputtgeht. Diverse Angebote für das Wachsen und Gedeihen lassen die Vegetation extreme Wetterverhältnisse leichter überstehen, unterschiedliche Samen und Pflanzen können diese Angebote besser nutzen als eine Monokultur.

Helfen Sie also der Natur durch kleinteilige Strukturen und unterschiedliche Pflanzen, vielfältig erhalten zu bleiben. Nicht alles einebnen, sondern Unterschiede und Strukturen entwickeln und pflegen, das wird Ihnen die Arbeit im Garten erleichtern.

Text: Dr. Jürgen Bönig
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