Editorial

Vorfreude auf Weihnachten

Ein Kind – von einem Schiefertafel-Schwämmchen
Umhüpft – rennt froh durch mein Gemüt.

Bald ist es Weihnacht! – Wenn der Christbaum blüht,
Dann blüht er Flämmchen.

Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. – Es werden Lieder, Düfte fächeln. –

Wer nicht mehr Flämmchen hat, wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann doch gütig lächeln.

Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind – einmal im Jahr! –
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.
Wie es sein soll, wie’s allen einmal war.

J. Ringelnatz

Liebe Borstelerinnen, liebe Borsteler,

„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ – so eines der bekanntesten kleinen Gedichte für die Zeit vom 1. Advent bis Weihnachten. Draußen wird es im Dezember immer früher dunkel, schon um 16.00 Uhr ist das Licht weg. Wir brauchen Licht, Licht ist Leben, ohne Licht können nur einige Geschöpfe der Tiefsee existieren.

„Die Lust am Licht zeigt sich besonders zur Weihnachtszeit, etwa an prachtvoll beleuchteten Innenstädten. Helligkeit in finsteren Jahreszeiten und das Spiel mit Lichtern als Orientierung habe schon immer fasziniert“, sagt der Philosoph Konrad Liessmann.

Licht gilt in allen Kulturen und Religionen als Symbol für Göttlichkeit, Erwachen, Freude und Schönheit.

Im Christentum steht „Licht“ symbolisch für Gott, Jesus, Hoffnung, Leben und Wahrheit. Jesus identifiziert sich selbst als das „Licht der Welt“ und gibt Orientierung und Leben.

„Juden Licht“ bezieht sich hauptsächlich auf Chanukka, das jüdische Lichterfest. Ein weiteres wichtiges Symbol ist die Menora, ein sieben- oder neunarmiger Leuchter, der das Licht Gottes, die Weisheit und das jüdische Volk darstellt.

Im Islam hat das Konzept des „Lichts“ eine tiefe symbolische und religiöse Bedeutung, die sich auf Gott (Allah), Rechtleitung (Hidayah), Erkenntnis und Erleuchtung bezieht.

Das hinduistische „Licht“ ist das Diwali-Fest, auch bekannt als das Lichterfest. Es symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse und des Lichts über die Dunkelheit.

Im Buddhismus ist „Licht“ eine wichtige Metapher für Erleuchtung und Erkenntnis. Es symbolisiert auch das Wissen, die Weisheit und die Majestät des Buddha sowie die Verwirklichung der Wahrheit.

Man sieht, alle Religionen, ja alle Kulturen, verbinden mit dem Licht auch Hoffnung, Leben, Wärme und Orientierung. Aber auch die Wahrheit und die Weisheit, die inzwischen so in Bedrängnis geraten sind, werden mit dem Licht symbolisiert. Wenn wir die Verwirklichung von Wahrheit und Wärme in unserem Alltag liebevoll und tatkräftig unterstützen, können wir selbst ein „Lichtträger“ für andere sein.

In diesem Sinne uns allen eine helle Adventszeit und ein zuversichtliches Weihachten!

Herzlich Ihre Ulrike Zeising