Billig Parken in Groß Borstel

Sie heißen Vopi, Airparks, parkpool, Hansa Parking, Moin Moin Park & Fly oder so ähnlich. Die Preise beginnen bei 80 Euro die Woche. Die Dienstleistung: Das Unternehmen parkt Ihr Auto, während Sie in den Urlaub fliegen. Entweder auf einem bewachten, firmeneigenen Parkplatz oder gar in einem eigenen Parkhaus – das wird teuer. Airparks beispielsweise verlangt 259 Euro die Woche. Der Flughafen bietet auf dem P5-Parkplatz eine Woche Parken für 214 Euro an, überdacht aber unbewacht. Alternative: Man gibt den Schlüssel beim Parkplatzdienst ab, und der parkt den Wagen irgendwo, Risiko trägt der Kunde, Kosten ab 80 Euro die Woche. Am Ende der Woche gibt es den Wagen zurück. Mit Glück. Aber es geht auch billiger. Viel billiger.

Am Weg beim Jäger hat Anwohner Jan Ritter auffällig viele dänische Fahrzeuge festgestellt. Er wendete sich an unseren Stadtteilpolizisten Matthias Raatz. Ritter meint: „Durch dieses Parken der Touristen finden Anlieger, Laubenpieper, Besucher und Angestellte der Lufthansa Technik bzw. das Flughafenpersonal keine ‚Kurzzeit-Parkplätze‘ mehr.“

Stadtteilpolizist Matthias Raatz zählte allein am Weg beim Jäger 51 dänische Pkw. Hinzu kommen etliche Wagen mit deutschen Kennzeichen, etwa aus Kiel oder Köln, Frankfurt oder Cuxhaven. Aber er kann nichts machen. Denn: „Die parken legal.“

Verstohlen packt ein etwa 50-jähriges Ehepaar in der Brückwiesenstraße den Kofferraum ihres Autos aus. Kennzeichen FRI – Ostfriesen vermutlich. Die Koffer werden an den Fahrbahnrand abgestellt, das Handy gezückt, mit der App ein Taxi gerufen. Taxis kommen früh morgens erfahrungsgemäß in zwei bis drei Minuten. Kaum ist das Taxi da, schon sind sie weg. Richtung Flughafen. Der Wagen steht dann in der Brückwiesenstraße, umsonst für drei Wochen. Und blockiert einen Parkplatz für Anwohner, Besucher, Handwerker.

In Groß Borstel gibt es kein sogenanntes Bewohnerparken (auch Anwohnerparken genannt), bei dem Besucher zeitlich begrenzt gegen Gebühr parken dürfen.

Das nächste Bewohnerparken gibt es in der Straße Kellerbleek, übrigens zunächst eine Eimsbüttler Bürokratenposse: Exakt vier Parkplätze plus Parkscheinautomat. Die Einrichtung des Bewohnerparkens würde sich hier, wenn überhaupt, erst in einigen hundert Jahren mit den Einnahmen aus der Parkuhr amortisieren. Hat man inzwischen eingesehen, den teuren Parkscheinautomaten abgebaut, nicht jedoch die Parkzone aufgehoben.  Fährt man unter der Bahnbrücke Richtung Groß Borstel durch, überschreitet man die Stadtteilgrenze und erreicht Parkparadies. Umsonst für alle.

Die Idee des Bewohnerparkens ist an sich keine schlechte Idee, will man den Parkdruck in den Stadtteilen mindern. Richtig problematisch ist es jedoch geworden durch das Moratorium beim Anwohnerparken. Verkehrssenator Anjes Tjarks sah sich wegen vielfältiger, teils berechtigter Proteste und wegen des Widerstands des Koalitionspartners SPD gezwungen, die Ausweitung des Bewohnerparkens zu stoppen. Das bedeutet für Groß Borstel jedoch, dass der Stadtteil eingeklemmt zwischen Gebieten mit Bewohnerparken liegt und so nicht nur dänische oder ostfriesische Urlauber animiert, ihr Fahrzeug während des Urlaubs bei uns zu parken, sondern auch eine Reihe von Mietwagenunternehmen und Wohnmobilbesitzer verleitet, teure Parkplatzkosten für die eigenen Fahrzeuge zu umgehen und lieber Groß Borstel mit der dauerhaften Belegung von öffentlichen Parkflächen zu nerven.

Ein Dilemma, aus dem wir nur herauskommen, wenn auch bei uns ein Bewohnerparken eingerichtet wird. Denn die Alternative, in den angrenzenden Stadtteilen wieder freies Parken zu erlauben, wird von der Politik sicher nicht in Betracht gezogen.
Text, Fotos. Uwe Schröder