Die Gründung der Borstel-Bank

Eine Groß Borsteler Adventsgeschichte von Uwe Schröder

„Was ist schon ein Bankraub, gegen die Gründung einer Bank!“ Wie recht Herr Brecht mit dieser Feststellung hatte und leider immer noch hat, zeigt das Verhalten der Banken nicht erst seit Lehman Brothers und Ex-Deutsche-Bank-Chef Ackermanns jährliche 25 Prozent-Gewinnmarge. Es zeigt auch das Verhalten unserer „kleinen“ Ex-Stadtsparkasse Haspa in Groß Borstel.

Warum gibt es überhaupt Stadtsparkassen? Es gibt doch auch Banken? Genau! Stadtsparkassen sollen Geldgeschäfte im Sinne der Stadt abwickeln. Also sozial gerecht, für alle erreichbar, für alle bezahlbar.

Wenn die Haspa nun bald zumacht, dann gucken allerdings viele von uns in die Röhre. Gerade die Älteren unter den Groß Borstelern müssen sich – egal ob gehbehindert oder nicht – auf den weiten Weg nach Niendorf machen, Alsterdorf oder Lokstedt oder gar nach Eppendorf, um an ihr Geld zu kommen.

Sozial gerecht ist das nicht, und bezahlbar schon überhaupt nicht. Denn die Fahrtkosten mit dem HVV (Wieso gibt dort eigentlich keinen Nulltarif?) reißen bei jeder Abhebung ein dickes Loch ins Konto.

Nun ja, die Haspa ist ja längst eine Aktiengesellschaft und keine Stadtsparkasse. Sie wirtschaftet im Interesse ihrer Eigentümer, der Aktionäre, wer immer das sein mag. Also möglichst viel Geld für die anonymen Eigentümer. Von wem? Von den Kunden, na klar. Das machen alle so, das merkt doch keiner. Die Haspa ist ja keine Genossenschaft. Eine AG ist schließlich kein Ponyhof.

Die Frage steht seit der angekündigten Haspa-Schließung im Raum: Warum gründen wir keine eigene Bank?

Weil Bankgründung viel schlimmer ist als Bankraub? Weil hier keiner den Ackermann spielen will und als Old Schwurhand durch Groß Borstel tapern möchte? Alles wird gut?

Eigentlich bräuchten wir für die Bankgründung nicht viel. Wir bräuchten einen kleinen Laden mit einem Computer, damit älteren Leuten bei den Überweisungen geholfen werden kann. Wir bräuchten einen Bargeldbestand, wie ihn eigentlich jeder Einzelhändler hat, um Barabhebungen zu tätigen.

Wir besetzen einfach einen der bald leerstehenden Läden und gründen die Borstel-Bank, nennen wir sie vorläufig mal so. Da sitzt dann zum Beispiel ein frühpensionierter Bankangestellter und hilft den Leuten bei ihren Bankgeschäften: Überweisungen, Änderungen von Daueraufträgen, Rückbuchungen usw. Bargeld gibt’s beim Einzelhändler um die Ecke oder mit Borstel-Banks Hilfe direkt aus dem Geldautomaten nebenan.

Und wir bräuchten ein gewähltes Kontrollgremium, das aufpasst, damit nichts daneben geht. Vielleicht bräuchten wir dafür den Pastor, den Apotheker und den Tankwart. Fertig.

Letztlich bräuchten wir nicht viel, um den Verlust der Haspa überwinden zu können. Leute, die wissen wie es geht, haben wir. Wir bräuchten nur noch: die Borstel-Bank!